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»Leuchtturm« der Uni auch
lokal sichtbarer machen

Entschleunigtes Forschen im ZiF mit »best fellows«

Bielefeld (sas). Wenn Ipke Wachsmuth bei internationalen Kongressen sagt, dass er von der Universität Bielefeld kommt, »klickert« es bei den Kollegen aus den USA, aus Israel oder Großbritannien. »Ah, that's where the zif is«, fällt ihnen dann regelmäßig ein. Das ZiF, das Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität, ist ein Begriff. Wachsmuth, im Hauptberuf Professor an der Technischen Fakultät und jüngst erneut für vier Jahre zum geschäftsführenden Direktor des ZiF gewählt, möchte es auch lokal stärker verankern.

Das ZiF, ist er überzeugt, ist ein Pfund, mit dem die Universität wuchern kann. Auch für ihn selbst war dieses »Center for Advanced Studies« - das erste seiner Art in Deutschland, dem mittlerweile andere nacheifern - ein Grund, zur Universität am Teutoburger Wald zu wechseln. Helmut Schelsky, Gründungsbeauftragter der heimischen Alma mater, war es, der die Aufgabe des ZiF formulierte: Es solle älteren und jüngeren Gelehrten die Gelegenheit geben, gemeinsam und fachübergreifend umfassende Problemstellungen ganzer Wissenschaftsbereiche zu durchdenken und zu erforschen und zur »Re-Integration der sich spezialisierenden Wissenschaften« beitragen.
Das gilt bis heute: »Das ZiF ist interdisziplinär, international und forschungsorientiert«, sagt Wachsmuth. Die Mitglieder der Forschungsgruppen, die jeweils ein Jahr lang ein Thema verfolgen, sowie die der Arbeitsgruppen kommen aus aller Herren Länder - ebenso wie die des Nachwuchsnetzwerkes. Die Themen, denen sie sich widmen, tragen ihre Leiter nach dem Prinzip des »bottom-up« selbst an das wissenschaftliche Direktorium heran. Geht es um die Forschungsgruppen, wird zudem der 17-köpfige Beirat konsultiert. Daneben finden Autoren- oder Preisträgerkolloquien statt und sind Kooperationsgruppen geplant, die für zwei bis sechs Monate aktuelle, zeitnahe Themen aufgreifen.
»Hot topics, best fellows« - diesem Motto hat sich Wachsmuth verschrieben. Künftig will er Bielefelder Professoren vielleicht ein wenig »kitzeln«, damit sie ihre innovativen Forschungsthemen im ZiF einbringen. Er plant also den Gang durch die Fakultäten, um das ZiF stärker in Erinnerung zu bringen. Wichtig: »Die Kollegen müssen von einer Sache beseelt sein.« Und: Es muss ein Weg gefunden werden, sie von Lehre zu entlasten, damit sie sich einbringen können. Um auswärtige hochkarätige Wissenschaftler als fellows zu gewinnen und sie aus ihren Forschungszusammenhängen zu lösen, finanziert das ZiF an der Heimat-Universität zuweilen eine Vertretungsprofessur. Ein »Mehr« ist derzeit aber nicht drin.
»Das ZiF bietet den Raum für neue Ideen und Kreatives«, wirbt Wachsmuth. Erlaubt ist auch der »Quergang«. »Das ist wie beim Bergsteigen: Wenn man auch mal zur Seite tritt, gewinnt man für den Aufstieg neue Perspektiven.« Vor allem aber legt Wachsmuth Wert auf eine »Entschleunigung«: Auch beim Spaziergang durch den Stadtwald, an den sich das ZiF oberhalb der Uni schmiegt, oder in der Kaffeepause kommen oft gute Ideen und wird abseits disputiert. Selbst in Zeiten der weltweiten Vernetzung gilt: »Das Symposion - verstanden als wissenschaftlicher Gedankenaustausch und Gastmahl zugleich - ist eben ein verpflichtendes Urbild.«
Wachsmuths erklärtes Ziel: die Attraktivität des ZiF zu steigern und es sichtbarer zu machen - auch in Bielefeld. Dazu sollen neben den Ausstellungen die von ihm ins Leben gerufenen »Lectures« beitragen - bislang dank brillanter Redner große Publikumserfolge, die breiten Kreisen Wissenschaft nahe brachten. Denn auch das, meint Wachsmuth, sei eine Aufgabe des ZiF: zu informieren und Orientierung zu geben.

Artikel vom 22.12.2006