14.04.2007
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Begründet wurde die Promenadologie von Lucius Burckhardt. Der Schweizer entwickelte in den 1980er Jahren aus Elementen der Soziologie und des Urbanismus die Spaziergangswissenschaft. Als der Hochgeehrte vor knapp vier Jahren starb, war seine Kasseler Professur verwaist - bis der Wanderstab im vergangenen Jahr von Burckhardts Schüler Schmitz aufgenommen wurde. Der Berliner hatte Anfang der 80er Jahre bei dem Professor studiert und eine Arbeit über »ambulantes Essen in der Stadt« vorgelegt. Daraus entstand das Buch »Currywurst mit Fritten - Über die Kultur der Imbissbude« - ein Musterbeispiel der Spaziergangswissenschaft.
»Unser Blick auf die Landschaft hat sich rasant verändert«, erklärt Schmitz. »Selbst wenn er spazieren geht, entgehen dem modernen Menschen Details, die seinem Vorfahren aufgefallen wären.« Eisenbahn, Auto, Flugzeug hätten den Blick auf die Welt total verändert. Heute finde man sich immer besser zurecht, bekomme aber immer weniger zu sehen.
Der Tourismus »disneysiere« zudem die Umwelt: Strand, Palme, Meer gleich Südsee; Berg, Wald, Schnee gleich Alpen: So würden Landschaften in Urlaubsgebieten regelrecht designt, um sie den Natur-Vorstellungen der Gäste anzupassen.
Und was kann die Spaziergangswissenschaft tun? »Es geht darum, die Augen zu öffnen und die uns umgebende Welt wieder in die Köpfe zurückzuholen. Die Menschen müssen einfach dieses Naturkino, zum Beispiel das Ändern des Wetters, wieder wahrnehmen.« Schmitz empfiehlt, bekannte Wege anders zu gehen: Die gewohnte Autoroute mal mit dem Fahrrad abzufahren oder zu Fuß zu gehen. »Es ist faszinierend, wie die Augen die gleiche Welt völlig anders wahrnehmen.«
Artikel vom 14.04.2007