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Nur der Neckar bleibt tabu
Die moderne »MS Swiss Tiara« kreuzt künftig auf Rhein und Donau
Sie ist das neue Flaggschiff im Programm des Bremer Veranstalters Plantours und wird dieses Jahr auch die Ostwestfalen auf mehreren WESTFALEN-BLATT-Leserreisen erfreuen: die »MS Swiss Tiara«.
In Koblenz wurde sie von Fürstin Isabelle zu Wied getauft - und die blaublütige Dame lieferte sich gleich einen humorvollen Schlagabtausch mit Moderator Hans Meiser, der spontan nach einer ersten Besichtigung sagte: »Ich glaube, das ist mein Schiff.« »Wenn schon einer Anrecht auf die Swiss Tiara hat, dann bin ich das als Taufpatin«, gab sie dem populären Fernsehmann Kontra.
Die Jungfernfahrt auf Rhein und Main, mit dem Tagesspruch »Ein Anfang ist kein Meisterstück, doch ein guter Anfang ist halbes Glück« begonnen, bot den Passagieren dann genau das, was bei einer Premiere unumgänglich ist: Eine Panne gehört einfach mit dazu. Diesmal war es der Passagierlift zwischen Salon, Restaurant und Diamantdeck, der seinen Geist aufgab und den Hoteldirektor an Bord, Jan Grobbink, zwang, in Mainz einen eiligst herbeitelefonierten Monteur an Bord zu nehmen. Auch die Video-Revierkarte, die die genaue Schiffsposition im Fernseher anzeigt, funktionierte noch nicht - das System muss im Linzer Winterquartier nachgerüstet werden. Ansonsten aber: viel Lob für das neue Schiff, welches von der Baseler Scylla-Reederei in Auftrag gegeben und in den Niederlanden gebaut wurde. 35 Mann Besatzung kümmern sich um das Wohl der Gäste.
110 Meter lang, 11,40 Meter breit - damit lässt sich die MS Swiss Tiara sowohl auf der Donau als auch auf dem Rhein einsetzen, denn sie passt gerade noch durch die Schleusen auf der Transferreise über Altmühl und Main. Der Neckar allerdings bleibt tabu.
Was für die 153 Gäste aber noch viel wichtiger ist: Die Kabinen bestechen durch enorme Vielfalt. So lassen sich alle Doppelbetten wahlweise auch getrennt aufstellen - ein Hinweis an die Kabinenstewardess genügt. Und die halbkreisförmige Dusche bietet durch nach innen klappbare Türen im Bad ein ganz neues Raumgefühl.
Kapitän Martin Szekely hingegen freut sich über den für Flussschiffe noch ungewöhnlichen, gleichwohl in Österreich schon jetzt vorgeschriebenen AIS-Transponder, der die Erkennung fremder Schiffe samt Passagierdaten auch auf Distanz ermöglicht. Und eine neue Technik der Brückenabsenkung ermöglicht es, die Decke stärker herunterzufahren als den Steuerstand - so schaut der Rudergänger schließlich mit dem Kopf aus der geöffneten Dachluke und kann dennoch seine Instrumente im Auge behalten und alle Steuerelemente bedienen. Der Kapitän spart nicht mit Lob: »Technisch ist es mit Abstand das beste Schiff, das ich je gesteuert habe.«
Die MS Swiss Tiara folgt dem Trend nach mehr Luxus an Bord. Das Ambiente macht aus dem nominellen Vier-Sterne-Cruiser einen »gefühlten Fünf-Sterne-Dampfer«, wobei die Farbgebung mit warmen Gold- und Bordeauxtönen durchaus an die modernen Arosa-Schiffe erinnert, klassische Säulen, Statuen und Dekoration indes direkt auf Liebhaber der Deilmann-Traumschiffe zielen. Leider konnte man sich aber nicht dazu durchringen, den Salon zur nikotinfreien Zone zu erklären.
Kreuzfahrtdirektor Walter Hiller sieht für die Flussreisen auch in den kommenden Jahren noch ein enormes Wachstumspotenzial. »Denkbar sind Themenreisen zum Beispiel für Weinfreunde - oder man fährt auf den Spuren der Nibelungen von Worms nach Esztergom.« Auch Kulturreisen mit Opernbesuchen in Wien, Bratislava und Budapest hält er für mögliche Verkaufsschlager. Und wer einmal vergeblich versucht hat, eine Karte für die Wiener Staatsoper zu ergattern, der wird ihm garantiert zustimmen.
Thomas Albertsen

Artikel vom 10.02.2007