22.12.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Ich tue das doch
nicht aus Mitleid!«

Heinz Sellmann feiert Weihnachten im Altenzentrum

Bielefeld (WB). Dieser Mann fühlt sich hier wohl. Und er ist willkommen. Die Bewohner des Karl-Pawlowski-Hauses schütteln ihm freudig die Hand. Er begrüßt jeden, fragt wie es geht, macht Scherze. Er - das ist Heinz Sellmann. Er kommt als Ehrenamtlicher regelmäßig in die Alteneinrichtung des Ev. Johanneswerks. Und feiert sogar Weihnachten hier.

2002 zog Sellmanns Frau in den Sonnenhof, ein Nebengebäude des Karl-Pawlowski-Hauses nur für Frauen, und er besuchte sie häufig. Als sie dreieinhalb Jahre später starb, blieb sein Herz trotzdem an der Einrichtung hängen. Auch heute noch kommt er ehrenamtlich einmal wöchentlich hierher und besucht die Bewohner. »Ich gehe dann im ganzen Haus herum und begrüße jeden.« Die Bewohner danken es ihm. »Wir freuen uns sehr, wenn Herr Sellmann kommt«, erzählt Lisbeth Schröter (85). »Es ist schön, ein bekanntes Gesicht zu sehen.«
Sellmann ist gerne hier. So gerne, dass er am Heiligen Abend auch hier sein wird. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, Weihnachten woanders zu verbringen«, so der 69-Jährige. Zu Weihnachten fährt er die Bewohner zur Kirche, nimmt an der Bescherung und den Festmahlzeiten teil. »Was die hier auf die Beine stellen, das kann man zu Hause gar nicht machen.« Ein Strahlen zeigt sich auf Sellmanns Gesicht. »Und was für eine schöne Feier das ist!«
Kinder hat Sellmann nicht. Deshalb wäre er Weihnachten auch ganz allein zu Hause. Seine Familie ist das Karl-Pawlowski-Haus. »Manchmal sage ich: Das sind meine Kinder«, lacht er. »Dabei sind sie ja gar nicht jünger als ich.« Sellmann liebt sein Ehrenamt. »Ich tue das nicht für mich, sondern für die Bewohner. Aber ganz bestimmt nicht aus Mitleid!« Geld bekommt er für sein Engagement nicht. Aber seinen Aufwand, zum Beispiel die Parkgebühr auf dem Stiftsgelände oder die Kosten für die Hin- und Rückfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, bekommt der Jöllenbecker wie alle Ehrenamtlichen selbstverständlich erstattet.
Sellmann weiß jetzt schon, dass er später mal ins Karl-Pawlowski-Haus ziehen wird. »Mir gefällt das hier.« Er ist rundum zufrieden mit dem was er hier tut. Und wenn man ihn betrachtet, bleibt kein Zweifel offen, dass er hierher gehört. »Das ist herrlich.«

Artikel vom 22.12.2006