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Guten Morgen

Zu groß


Zu groß, befand der Gatte. Zu mickrig, urteilte die Angetraute über den zweiten Kandidaten. Viel zu ausladend, kommentierte er daraufhin ihre nächste Wahl. Sie konterte, als er zu Baum Nummer 4 griff: »Krumm gewachsen.« Zu wenige Äste, an die man etwas hängen könnte, an einer oder gar zwei Seiten nicht so ganz dicht - irgendetwas hatten sie immer zu meckern und fanden vor lauter abgehacktem Wald ihren ganz besonderen Weihnachtsbaum nicht. Dabei: Eigentlich waren sie alle ganz schön. Aber es sollte natürlich der Schönste sein, der sein irdisches Leben krönen als Christbaum im heimischen Wohnzimmer sollte.
Nach der Begutachtung eines weiteren Dutzends kam die Erkenntnis: Es ist erstens nur für zehn Tage. Und zweitens: Natur ist Natur, da darf ein Baum eben so gewachsen sein, wie er ist. Und damit griffen sie zu Nummer 1, den er nun im Schweiße seines Angesichts kürzen und einstielen darf. Aber das ist alle Jahre wieder eine besondere Geschichte, die von sämtlichen schaulustigen Familienmitgliedern mit den Händen in den Taschen und feixend begleitet wird. Sabine Schulze

Artikel vom 21.12.2006