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Stuttgart sucht einen neuen Torwart

Angebot zurückgezogen: Timo Hildebrand auf dem Weg nach Spanien

Bochum/Stuttgart (dpa). Der vorweihnachtliche Frieden ist beim VfB Stuttgart durch die gescheiterte Vertragsverlängerung mit Fußball-Nationaltorwart Timo Hildebrand empfindlich gestört worden.
Der 27-jährige Schlussmann akzeptierte die Entscheidung des Bundesliga-Clubs, das Angebot zurückzuziehen, wollte sich aber nicht den »Schwarzen Peter« zuschieben lassen.
Gerüchte, er habe den Verein mangels sportlicher Alternativen möglichst lange hinhalten wollen, nannte er in einer schriftlichen Erklärung gestern »böswillige Unterstellungen, für die es keine Grundlage« gebe. Nach Informationen des Südwestrundfunks könnte Hildebrand den VfB nach zehn Jahren in Richtung Spanien verlassen. Beim Erstligisten FC Valencia soll er bereits einen Dreijahresvertrag unterschrieben haben. Dort hatte erst gestern Spaniens 37 Jahre alter Nationaltorwart Santiago Canizares seinen Vertrag vorzeitig bis 2009 verlängert.
»Ich habe kein Interesse daran, die positive Entwicklung meines Clubs zu stören«, sagte Hildebrand einen Tag nach dem Viertelfinal- Einzug im DFB-Pokal beim VfL Bochum (4:1). Er habe sich jedoch bei einer so wichtigen Entscheidung für seine persönliche und sportliche Zukunft nicht von einem »vorgegeben Ultimatum unter Druck« setzen lassen wollen. Hildebrand und sein Berater Dusan Bukovac hatten ein für den 15. Dezember vereinbartes Gespräch mit dem Verein ohne Begründung abgesagt. »Wir haben Timo aus unserer Sicht ein Top-Angebot gemacht, das hinsichtlich Laufzeit und Dotierung unsere Wertschätzung für ihn zum Ausdruck gebracht hat«, erklärte VfB-Teammanager Horst Heldt. »Der Verein braucht Planungssicherheit und deshalb haben wir auf einer Entscheidung vor Weihnachten bestanden.« Vor zwei Jahren hatte es einen ähnlichen Vertragspoker gegeben, bei dem der VfB am Ende das Salär von Hildebrand um 500 000 auf 1,8 Millionen Euro anhob. Dessen Nachfolge-Kandidaten sind Raphael Schäfer (Nürnberg), Nationaltorwart Jens Lehmann (Arsenal London) und vor allem Robert Enke (Hannover).
Die Teamkollegen haben offenbar gelassen reagiert. »Keiner ist in Tränen ausgebrochen. Das Leben geht weiter«, berichtete Heldt. Auch Chefcoach Armin Veh stimmte kein Lamento an: »Für mich ist es nichts Außergewöhnliches.« Dagegen wird er selbst dem VfB, dessen junges Team er auf Platz vier führte, erhalten bleiben und seinen Vertrag verlängern.
Nach dem Sieg in Bochum durch Tore von Mario Gomez (34.), Thomas Hitzlsperger (49./58.) und Cacau (90.) bei einem Gegentreffer von Tommy Bechmann (85.) sei »das Finale in Berlin« das Ziel. In der Bundesliga will er die Latte nicht höher legen und mag nicht an die Champions-League denken. »Wir lassen uns nichts aufzwingen, das den Druck erhöht«, sagte Veh, betonte jedoch: »Die Mannschaft ist längst nicht am Limit.«

Artikel vom 21.12.2006