21.12.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Für Osnabrück
hatte Hertha
zu viel Klasse

Pokal abgehakt, Aufstieg bleibt Ziel

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Osnabrück (WB). Hinterher glich der Rasen einem Reitgelände. Wer nach dem Abpfiff durch das tiefe Geläuf der osnatel Arena stapfte, konnte leicht den Eindruck bekommen, dass hier im Morast ein Nationenpreis über die Bühne gegangen war, zumindest aber eine Fußball-Pokalpartie mit Kämpferherz und Stutzen runter.

Stattdessen hatte der VfL Osnabrück klein beigegeben und Hertha BSC einen 3:0-Erfolg überlassen müssen. »Eine absolut souveräne und abgeklärte Vorstellung von uns«, lobte Manager Dieter Hoeneß den Erstligisten, der sich in diesem Wettbewerb auch schon seine Kratzer abgeholt hat.
Nicht aber in diesem sehr schnell einseitigen Achtelfinale. Malik Fahti (33.) und Christian Gimenez (41./51.) zeigten dem VfL mit ihren Treffern die Grenzen auf. »Ich habe gehört, dass Hertha noch mit der Champions League liebäugelt. Dann hätten wir einen Unterschied von vier Klassen, das darf man nicht vergessen«, blieb Trainer Claus-Dieter Wollitz gefasst. Zur Genesung des Mannes trug die Begegnung allerdings nicht bei. Erst am Mittag hatte seine Frau den grippekranken Fußball-Lehrer ins Hotel zur Mannschaft gefahren. Heiß vom »Pokalfieber« präsentierten sich seine Schützlinge am Abend leider nicht. »Da war zu viel Ehrfrucht drin«, monierte Abwehrchef Thomas Cichon. »Wenn man sich nicht genug zutraut, kann man in so einem Spiel auch nicht bestehen.«
Dabei ist die Pokalgeschichte voll von Paukenschlägen, auch die Osnabrücker sind immer mal wieder einem höherklassigen Rivalen empfindlich nahe getreten. Auf der anderen Seite erlebten die Herthaner mehrfach die dunklen Stunden. Vor einem Jahr führten sie in St. Pauli ebenfalls mit 2:0 - und wurden mit 3:4 nach Verlängerung zum Reeperbahn-Gespött. Trainer Falko Götz hat das Malheur am Millerntor nicht vergessen: »Wenn meine Mannschaft das nicht selbst gemacht hätte, wäre sie in der Halbzeit von mir daran erinnert worden.« In Osnabrück packte sein Team auch umgehend das 3:0 drauf, was Torhüter Christian Fieder als überfälligen Lernprozess bewertete: »Wir haben wohl endlich was begriffen.«
Jetzt mal ein »Heim-Endspiel« im Olympiastadion, das wäre es, doch vom Berliner Finale reden die Berliner noch nicht. Das ist zwei Schritte weit weg. Sie wollen sich zu Weihnachten nur etwas entspannt zurücklehnen und dürfen dabei auf eine Hinrunde blicken, die sich sehen lassen kann. Letzte Acht im Pokal, in der Bundesliga auf UEFA-Cup-Kurs: »Mit unseren jungen Mannschaft sind wir sehr zufrieden«, hob Manager Hoeneß hervor.
Vielleicht wäre sie in Osnabrück in größere Schwierigkeiten verwickelt worden, wenn VfL-Topstürmer Menga nicht verletzt gefehlt und die Elf nicht durch eine 18-tägige Spielpause an Rhythmus verloren hätte. Für viele zwei Gründe der schwachen Vorstellung, für Trainer Wollitz hingegen nur »billige Ausreden«, auf die er sich nicht berufen wollte. Er schaut auch lieber nach vorn. Ziel bleibt 2007 der Aufstieg.
Der Tabellenführer der Regionalliga Nord spürt den Atem der Verfolger, dafür sorgt schon der Spielplan. »Wir haben sie gleich alle von oben weg«, sagt Torhüter Frederik Gößling zum strammen Auftakt mit den Duellen gegen die komplette Konkurrenz. An das Gesamtpaket denkt Wollitz: »Das werden 18 Endspiele für uns.«

Artikel vom 21.12.2006