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Frieden von Istanbul

Eigentlich war es ein leichtes Heimspiel, als Papst Benedikt XVI. seine bayerische Heimat besuchte.


Nicht so »Benedetto«-begeistert wie beim Weltjugedtag 2005 in Köln, aber es war zunächst ein heiterer Besuch, bei dem sich zu Gottesdiensten in München und Regensburg jeweils mehr als 200 000 Menschen versammelten.
Der Besuch hat ihn zwar mit Deutschland versöhnt, wo man ihm lange skeptisch gegenüber stand. Statt des strengen Glaubenswächters Ratzinger, der gerade mit den deutschen Katholiken so manche Konflikte hatte, blieb ein freundlicher Papst Benedikt in Erinnerung. Seine Botschaft an die deutschen Katholiken war aber auch: Passt euch nicht zu sehr dem Zeitgeist an.
Doch niemand ahnte zunächst, welche Wirkungen seine theologische Vorlesung in Regensburg am 12. September haben sollte.
Manuel II., ein König in Byzanz, stritt 1391 mit einem persischen Gelehrten über den Islam und das Christentum. 615 Jahre später zitierte Benedikt die polemische Bemerkung des Königs: »Zeig mir doch, was Mohammed neues gebracht hat, und du wirst nur schlechtes finden, wie dies, dass er vorgegeben hat, den Glauben, den er predigt, mit dem Schwert zu verbreiten.«
Es folgte ähnlich wie nach dem Erscheinen der ersten Mohammed-Karikaturen in Dänemark eine Welle der Empörung in der islamischen Welt, die Benedikt XVI. nur mit Mühe beruhigen konnte.
Unter dem Eindruck der Mohammed-Karikaturen und seiner Regensburger Vorlesung begann der Papst seine von vielen Beobachtern als äußerst schwierig eingestufte Türkei-Reise, der Protestkundgebungen in Istanbul und Ankara vorangingen. Also eigentlich ein schweres Auswärtsspiel in einem islamischen Land.
Am Ende seines viertägigen Besuchs hatte sich Bendikt jedoch große Sympathien bei den Türken erworben durch seine Worte und Gesten. Kaum etwas blieb von der heftigen Kritik, die ihm vor seinem Besuch entgegengeschlagen war.
Nach dem »historischen Gebet« in der blauen Moschee von Istanbul mit dem Mufti Mustafa Cagrici lautete ein türkische Schlagzeile: »Frieden von Istanbul«.

Artikel vom 30.12.2006