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»Betreten der Baustelle erwünscht«
Die DASA in Dortmund begeistert Kinder und Jugendliche mit einer Ausstellung zum Arbeitsschutz Schutzhelme, Sicherheitsschuhe, richtige Arbeitshaltung, Lärmbelästigung - wie sollen diese Dinge Kinder begeistern? Weshalb sollten Gruppen von Jugendlichen aufgeregt erzählend durch eine Ausstellung solchen Inhalts wandern? Die Antwort darauf gibt die DASA in Dortmund.
Wer DASA hört, denkt an Raumfahrt. Schließlich war die DASA ein deutscher Luft- und Raumfahrt-Konzern, der zur Firmengruppe Daimler-Benz, und nach der Fusion mit Chrysler, zu DaimlerChrysler gehörte. Inzwischen ist die DASA in dem europäischen Luft- und Raumfahrt-Konzern EADS aufgegangen.
Doch auch die in Dortmund beheimatete Deutsche Arbeitsschutzausstellung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin kürzelt DASA. Mehr als 200 000 Besucher jährlich erleben, wie spannend diese Thematik ist. Gerade Kinder und Jugendliche, die angesichts von Freizeitparks oder Space Centern mit neuester Technik zunächst gelangweilt abwinken, kommen meist mit leuchtenden Augen aus dem von außen eher schlicht wirkenden Gebäude. Es ist vor allem die gelungene Mischung von sehen und selbst erfahren, die das Publikum in seinen Bann zieht und dadurch die Sicht auf die Welt der Arbeit verändert.
Natürlich sind es auch in Dortmund die technischen Leckerbissen, die den Nachwuchs besonders begeistern. Kein Wunder also, dass der virtuelle Besuch an Bord der Internationalen Raumstation ISS ganz hoch im Kurs steht. Lena und Sina (beide 14) aus Ahlen in Westfalen können es kaum erwarten, endlich den Joystick selbst in die Hand nehmen zu dürfen, um sich in der ISS umzusehen. Endlich stehen die beiden Mädchen am Schaltpult und können die Steuerbefehle geben. Auf den runden Wänden vor ihnen ist das Innere der Raumstation zu sehen. Je nachdem, in welche Richtung Lena den Hebel bewegt, schweben die beiden Mädchen nun durch die ISS, sehen Schläuche, Türen oder Laboreinrichtungen. Immer wieder wird die »Wanderung« von begeisterten Ausrufen begleitet. Klasse, dass der Rest der Gruppe zusehen kann, da der halbrunde Raum zur Halle hin geöffnet ist.
Natürlich gibt es - wie an allen anderen Ausstellungspunkten - die obligatorischen, auch hier überaus leicht verständlichen Infotafeln. Zudem sind hilfsbereite Mitarbeiter jederzeit zur Stelle, um Fragen zu beantworten. Das gilt gleichermaßen für das wenige Meter weiter platzierte Flugzeugcockpit in Originalgröße. Dort erfahren die kleinen und großen Besucher alles, was mit dem Arbeitsplatz eines Piloten zu tun hat. Natürlich sitzt man dabei auf dem Sessel des Flugkapitäns.
Mensch, Arbeit, Technik - das sind die drei wesentlichen Leitmotive, unter denen auf 13 000 Quadratmetern Fläche die Welt der Arbeit gezeigt wird. Dabei haben die Macher der Ausstellung erkennbar Wert darauf gelegt, niemals den Zeigefinger zu heben. Die Besucher sollen möglichst mit allen Sinnen erfahren und am eigenen Körper spüren, was dazu beiträgt, Sicherheit, Gesundheit und Wohlbefinden bei der Arbeit zu stärken oder im Gegenzug zu schwächen.
Maik (17) und Phillip (16) aus Lünen machen diese Erfahrung im Lärmtunnel. Hier wird hörbar, wie stressig und belastend Geräusche sein können. Das gilt für das Klappern einer Computer-Tastatur ebenso wie für das Arbeiten mit einem Bohrhammer oder den »normalen« Verkehrslärm.
Nicht nur bei den Kleinsten unter den Besuchern kommt die Außenanlage immer wieder gut an. Mit dem Schild »Betreten der Baustelle erwünscht« werden die Besucher aufgefordert, sich zu informieren.
Hier ist es möglich, eine Krankabine zu sehen oder in beziehungsweise an einem kleinen Häuschen die Arbeiten von Fliesenlegern, Malern oder Dachdeckern kennen zu lernen. Daneben lädt die DASA zu einer Fahrt »unter Tage« in eine nachgebaute Tunnelbaustelle ein.
Unter dem Motto »Mitspielen, Mitfühlen, Mitleiden« steht der »Wirbelgang«. Hier werden die Bewegungen des täglichen (Arbeits-)Lebens nicht nur anschaulich dargestellt, sondern können am eigenen Leib leidvoll erfahren werden.
Genial einfach sind die unterschiedlichen Modellversuche dargestellt - sei es das falsche Tragen eines Getränkekastens oder die typische Körperhaltung beim Haareschneiden. Die insgesamt 15 unterschiedlichen Haltungsbeispiele gehen durch Mark und Bein.
Neben den beschriebenen Stationen sind in der Ausstellung unter anderem noch die Entwicklung der Bildschirmarbeit, das Entstehen einer Zeitung damals und heute, eine Reise in die klassische Fabrikarbeit am Beispiel der Textilindustrie samt Webstühlen, Spinn- und Dampfmaschinen oder der Alltag in der Eisen- und Stahlindustrie zu sehen und - wie gehabt - zu erleben. Alles getreu dem Grundsatz der bereits mit vielen Auszeichnungen bedachten DASA: Ein Ort zum Entdecken, Nachdenken - oder Nachfragen.
Ein Besuch in Dortmund lohnt sich. Versprochen. Wolfgang Schäffer

Artikel vom 03.02.2007