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Parkett Nolte stellt
Insolvenzantrag

860 000 Euro Schulden allein bei den Lieferanten

Bielefeld (hu). Das Traditionsunternehmen »Parkett Friedrich Nolte GmbH« mit Sitz am Nagelsholz in Jöllenbeck ist zahlungsunfähig, vorläufiger Insolvenzverwalter ist Dr. Norbert Westhoff. Die 55 Mitarbeiter des Betriebes haben fristlos gekündigt, da sie seit drei Monaten kein Gehalt mehr bekommen haben. Mit einer Auffanggesellschaft plant Heinz Egenolf, Geschäftsführer der »Nolte Handels- und Vertriebs GmbH«, im Januar die Produktion wieder aufzunehmen.

Gegründet wurde das Unternehmen 1903 von Heinrich Nolte. 1960 wurde mit der Parkettherstellung begonnen, heute fertigt der Betrieb außerdem Leisten und Dielenböden aus Massivholz. Nach der Einschätzung von Norbert Westhoff ist der jetzt gestellte Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens länger geplant gewesen. Denn bereits vor drei Monaten seien die Immobilie des Unternehmens und das bewegliche Anlagevermögen wie etwa die Maschinen auf andere Betriebsgesellschaften »um den Kreis der Familie Nolte herum« übertragen worden, so Westhoff. »Damit gibt es keine Grundlage, den Betrieb weiterzuführen«, erklärt der vorläufige Insolvenzverwalter.
Für Westhoff hat die Pleite des Unternehmens ein »ganz starkes Geschmäckle«. »Ich werde jetzt untersuchen, ob eventuell eine Insolvenzverschleppung oder ein Bankrott vorliegt«, erklärt der Insolvenzverwalter. Denn eine wirtschaftlich schwierige Situation des Familienbetriebs durch starke Konkurrenz aus Osteuropa und China sei schon länger absehbar gewesen. »Allein die Forderungen der Lieferanten betragen 860 000 Euro, hinzu kommen die Bankverbindlichkeiten sowie die Lohn- und Gehaltsansprüche.«
Er wolle nun prüfen, wann der Insolvenzantrag eigentlich hätte gestellt werden müssen und ob die Verträge und Transaktionen mit den neu gegründeten Betriebsgesellschaften rechtens sind.
Unabhängig von diesen Fragen will Heinz Egenolf, Geschäftsführer der im September gegründeten »Nolte Handels- und Vertriebs GmbH« den Betrieb aufrecht erhalten. Bislang bezieht er von der »Parkett Friedrich Nolte GmbH« die Produkte und vertreibt sie weiter. Noch bis zum morgigen Freitag arbeiten 20 befristet Beschäftigte für Egenolf. Bis zur zweiten Januarhälfte, so Egenolf, wolle er eine »Finanzierung auf die Beine stellen, mit der eine Auffanggesellschaft auch die Fertigung der Nolte-Produkte weiterführen kann«. »Ich bin derzeit in intensiven Gesprächen mit den Banken und hoffe, diese Ende des Jahres abzuschließen.«
Da auch einige Lieferanten nach seinen Worten bei einem Neuanfang helfen wollen, in dem sie längere Zahlungsziele akzeptieren, sei er »verhalten optimistisch«. Egenolf: »Es soll einen Neustart mit einem neu konzipierten Unternehmen geben, in dem ich so viele der früheren Angestellten wie möglich beschäftigen will.«

Artikel vom 21.12.2006