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Was ist ein »Bratislover«?
Die Hauptstadt der Slowakei gibt sich kosmopolitisch und geschichtsbewusst
Den sozialistischen Muff aus den Jahren hinter dem Eisernen Vorhang hat Bratislava abgeschüttelt. Die Hauptstadt der Slowakei gibt sich so kosmopolitisch wie ihre frühere Vergangenheit.

Bratislava hat mittlerweile eine richtige Fangemeinde. Das sind die Leute, die sich »Bratislover« nennen. Einstmals Pressburg genannt, liegt die Stadt in einem Länderdreieck an der Donau, direkt an den Staatsgrenzen zu Österreich und Ungarn. Heute ist Bratislava Metropole eines selbstbewussten Landes und bekennt sich stolz zur alten Tradition: Früher sprachen viele Pressburger deutsch, ungarisch und slowakisch. Es gibt Bestrebungen, die Mehrsprachigkeit wieder zu pflegen, allerdings mit Englisch an der Stelle des Ungarischen.
Das freilich verwundert etwas, denn die Stadt gehörte von 907 bis 1918 zu Ungarn, war von 1536 bis 1784 sogar Hauptstadt und mehr als 250 Jahre lang Krönungsstadt der ungarischen Könige. Aber mit der Magyarisierung verbinden die Slowaken eben auch die damit verbundenen Zwangsumsiedlungen.
Auch Kaiserin Maria Theresia wurde in Brahtislava gekrönt. 1805 wurde der »Preßburger Friede« unterschrieben, in dem sich die Habsburger dem Frankreich Napoleons geschlagen geben mussten.
In den vergangenen 15 Jahren hat Bratislava viel vom alten Glanz zurückgewonnen, indem viele Kunstschätze aufwändig restauriert wurden. Die Stadt wirkt heute jung und lebendig, der Zukunft im geeinten Europa zugewandt, aber auch geschichtsbewusst.
Vor 80 Jahren noch gab es eine große jüdische Gemeinde in Bratislava. Sie trug erheblich bei zum Wohlstand der Stadt und zum reichen kulturellen Leben in der Donaumetropole. Im einstigen jüdischen Viertel der Pressburger Innenstadt ist heute eine Fußgängerzone. Die meisten Häuser dort sind inzwischen restauriert.
Das Leben auf den Straßen hat sich jedoch verändert. Wo früher Läden und kleine Werkstätten das Viertel prägten, bummeln heute Touristen.
Sieht man einmal von dem 85 Meter hohen Pylon der Donaubrücke ab, auf dem ein Ufo-förmiges Restaurant thront, ist von der Donau aus gesehen die Burg das prägende Bauwerk der Stadt. Ihre Geschichte geht immerhin schon auf die Römerzeit zurück, als der Berg Teil des römischen Limes war. 907 erstmals erwähnt, diente sie lange Zeit als Grenzfestung, die 1811 jedoch einem Großfeuer zum Opfer fiel. 1953 begann die damalige Tschechoslowakei mit dem Wiederaufbau.
Die Altstadt gruppiert sich um den Hauptplatz mit dem Rolandsbrunnen, dem gotischen Alten Rathaus und dem Dom aus dem 14. Jahrhundert.
Auffällig sind die zahlreichen klassizistischen Palais. Die Burg, das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt, dient allerdings nur als Aussichtspunkt. Das Gebäude wird touristisch nicht genutzt. Thomas Albertsen
www.nicko-tours.comwww.bratislava.sk

Artikel vom 23.12.2006