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Zufrieden mit indischer Ernte

Claas baut neues Werk in Chandigarh -ÊBiogas treibt Konzernumsatz an

Von Bernhard Hertlein
Düsseldorf/Harsewinkel (WB). Nur wer säet, kann ernten. Die Claas KGaA hat schon früh in Indien investiert. Jetzt planen die Ostwestfalen bereits ihr zweites Werk. Anfang 2007 wird in Chandigarh der Grundstein gelegt.

Die nach Plänen des französischen Architekten Le Corbusier erbaute gemeinsame Hauptstadt der beiden indischen Bundesstaaten Punjab und Haryana liegt mitten in der Korn- und Reiskammer Indiens. In Chandigarh sollen von 2008 an jährlich 1000 Modelle des neu entwickelten »Crop Tiger 60«, eine sowohl auf Korn- wie Reisfeldern einsetzbare Erntemaschine, produziert werden. Bislang fertigte Claas in seinem Werk in Faridabad nahe der Unionshauptstadt Delhi etwa 400 Erntemaschinen.
In Chandigarh investieren die Ostwestfalen zum Start einen zweistelligen Millionenbetrag. Auf den zehn Hektar Land, die sich Claas gesichert hat, ist viel Platz für Erweiterungen. Ziel ist es nach Angaben des Technologie-Geschäftsführers Dr. Hermann Garbers, die Produktion von Faridabad über kurz oder lang nach Chandigarh zu verlagern. Neben der größeren Kundennähe biete der Punjab auch den Vorteil, dass dort viele qualifizierte Zulieferer zu Hause sind.
Auf dem indischen Subkontinent leben 1,5 Milliarden Menschen -Êfast ein Viertel derderzeitigen Weltbevölkerung. China, der zweite asiatische Riese, hat Claas ebenfalls schon zu einem frühen Zeitpunkt angezogen. Die Saat, die dort gelegt wurde, ging allerdings auch bei anderen Unternehmen auf, so dass die Ostwestfalen ihre China-Pläne erst einmal zurückstellten. Als »aktives Beobachten« beschreibt Vertriebschef Lothar Kriszun die Aufgabe des Claas-Büros in Peking. Noch gebe es keine neuen Pläne für eine Produktion vor Ort. Claas fertigt derzeit außer in Harsewinkel und Faridabad noch in Frankreich (Le Mans, Metz, Beauvais), im ungarischen Törökszentmiklos, im russischen Krasnodar und in Omaha in den USA. Während sich die Märkte in Asien und auch in Europa 2006 positiv entwickelt haben, herrschte in den Vereinigten Staaten Stagnation. Glück für Claas: Südamerika, das negativ tendierte, überlassen die Harsewinkler weitgehend der Konkurrenz.
Knapp 100 Millionen Euro hat Claas im vergangenen Jahr wieder in Forschung und Entwicklung investiert. An der Spitze der neuen Maschinen fahren der neue Claas-Traktor Axion (Vier-Punkt voll gefederte Kabine, Power-Reserve von 30 PS), die Hochleistungspresse Quadrant 3400 und der erwähnte Crop Tiger 60. Nach Angaben Kriszuns ist die Claas-Traktorensparte inzwischen in West- und Mitteleuropa auf einem Marktanteil von 5,8 (5,6) Prozent vorgefahren. Der Heimatmarkt stehe im Augenblick noch im Zentrum; langfristig aber solle der Traktor die Garage verlassen und sich den Weltmarkt erschließen.
Neben dem Bevölkerungswachstum gibt es nach Aussage von Claas-Chef Rüdiger A. Günther inzwischen einen neuen Treibstoff für die Landwirtschaft: Biogas. Der Energiehunger der Welt hat bereits den Weizenpreis in die Höhe getrieben. Die Vorräte befinden sich weltweit auf einem Tiefstand. Darüber freuen sich natürlich die Bauern - und investieren in neue und größere Maschinen.

Artikel vom 21.12.2006