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Bäcker kann
mit O-Beinen
nicht tanzen

200 000 Euro erstritten

Von Hubertus Hartmann
Paderborn (WB). Weil ein Arzt in einem Münsteraner Krankenhaus aus seinen X-Beinen O-Beine gemacht hat, bekommt ein Bäckermeister aus Paderborn 200 000 Euro Schadenersatz und Schmerzensgeld.

Wegen ständiger Kniebeschwerden war der erst 30 Jahre alte Konditor 1999 zu dem vermeintlichen Spezialisten gegangen. Ausgeprägte X-Bein-Fehlstellung lautete die Diagnose, verbunden mit der Empfehlung, eine so genannte Umstellungsosteotomie vornehmen zu lassen.
Damit kann durch die Entnahme einer keilförmigen Knochenscheibe aus dem Schienbeinkopf aus der gesunden Seite des Gelenkes die Achse derart korrigiert werden, dass die gesunde Seite mehr »Arbeit« übernimmt, die kranke Seite entlastet wird und im Regelfall zur Ruhe kommt. Bei Kai B. klappte das allerdings nicht. Nach der Operation waren die Schmerzen schlimmer als vorher. Er konsultierte mehrere Ärzte - keiner konnte ihm weiterhelfen.
Der Bad Lippspringer Patientenarzt Olaf Schmitz riet dem leidgeprüften Patienten schließlich, sich in einer Spezialklinik in Kiel eingehend untersuchen zu lassen. Dort entdeckten die Orthopäden schnell des Übels Ursache: Der Doktor in Münster hatte die X-Beine in Reiterbeine verwandelt. Eine Korrekturoperation sorgte zwar für eine optische Veränderung und leichte Linderung. Völlig konnten die inzwischen massiven Probleme aber nicht mehr beseitigt werden.
Kai B. kann seinen Beruf nur noch mit erheblichen Einschränkungen ausüben. Langes Stehen und ein Achtstunden-Tag sind nicht mehr möglich. Auch sein Hobby, den Tanzsport, musste der Paderborner an den Nagel hängen.
Ein von Schmitz eingeschalteter Gutachter hat inzwischen nachgewiesen, dass der tanzende Bäcker Opfer eines Kunstfehlers geworden ist. Die Haftpflichtversicherung des Krankenhauses erklärte sich daraufhin zur Zahlung einer Entschädigung bereit.

Artikel vom 27.12.2006