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Keine Zeit für Lehrlinge?

Ausbildungsabbrüche und miserable Prüfungsergebnisse


Jeder fünfte Azubi in Deutschland bricht seine Ausbildung wieder ab. An der »alarmierenden Entwicklung«, so die Ausbilder-Trainerin Doris Weiler, seien aber nicht nur die jungen Leute schuld. Weiler: »Die Qualität der Ausbildung hat in den vergangenen Jahren stark gelitten.« Jeder zweite Ausbilder fühle sich überfordert. Häufig fehle es an der nötigen Zeit, sich um den Berufsnachwuchs zu kümmern: »Vor allem im menschlichen, didaktischen und methodischen Bereich gibt es erhebliche Defizite.« Die Folgen sind zunehmende Ausbildungsabbrüche und teils miserable Prüfungsergebnisse.
Während einige Betriebe die Schuld einer unterdurchschnittlichen Schul-Vorbildung zuschieben, relativiert Ausbilder-Coach Doris Weiler das Pauschalurteil: »Schlechte Schüler können Top-Lehrlinge sein, wenn man sie richtig führt, motiviert und ihnen Fachwissen mit der nötigen Kompetenz erklärt. Schulnoten sagen selten etwas über den späteren Erfolg im Beruf aus.« Unterschätzt werde nach wie vor der Faktor soziale Kompetenz. Selbst mangelnde Vorbildung, geringe Motivation und wenig Eigenverantwortung der heutigen Lehrlingsgeneration ließen sich durchaus durch neue Ausbildungsmethoden erfolgreich kompensieren. Weiler: »Wir müssen nicht nur in den Berufsnachwuchs, sondern verstärkt in die Ausbildung der Ausbilder investieren. Denn die sind oft der Schlüssel zum Erfolg.«
Jedes Jahr treten nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit etwa 460 000 Jugendliche eine Lehre an, im Herbst 2006 suchten noch fast 50 000 eine Stelle. Mehr als doppelt so viele (118 000) brechen jedes Jahr eine begonnene Ausbildung wieder ab - die Quote ist mit 26,7 Prozent in Berlin am höchsten, gefolgt vom Saarland (24 Prozent) und MecklenburgVorpommern (23,2). Die wenigsten Abbrecher werden nach einer Statistik des Deutschen Industrie und Handelstages in Baden-Württemberg (16 Prozent) und Bayern (17,4) registriert.

Artikel vom 03.02.2007