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Zweiter Verdächtiger festgenommen

Nach Mordserie in England schließt Polizei mehrere Täter nicht aus


London (dpa). Bei ihrer Fahndung nach dem Prostituiertenmörder von Ostengland hat die Polizei überraschend einen zweiten Mann als Tatverdächtigen in allen fünf Mordfällen festgenommen. Der 48-Jährige wurde gestern Morgen gegen fünf Uhr aus seiner Wohnung abgeführt, die direkt im Rotlichtviertel der Stadt Ipswich in der ostenglischen Grafschaft Suffolk liegt. Ein 37-Jähriger, der - wie berichtet - bereits am Montag unter demselben Verdacht festgenommen worden war, sitzt weiterhin in einer Polizeizelle.
Mit nahezu den selben Worten wie einen Tag zuvor bei der Verkündung der Festnahme des ersten Tatverdächtigen erklärte der Leiter der Ermittlungen, Stewart Gull, der 48-Jährige sei »festgenommen worden unter dem Verdacht, alle fünf Frauen ermordet zu haben«. Gull hatte von Anfang an nicht ausgeschlossen, dass die Morde von mehr als einem Täter begangen wurden. Wegen zahlreicher Ähnlichkeiten bei den verschiedenen Fällen galt dies aber bislang als sehr unwahrscheinlich.
Nach Angaben des Chefermittlers sollte der 48-Jährige auf einem Polizeirevier verhört werden, zu dem keine weiteren Auskünfte gegeben wurden. Gull verwies darauf, dass die Polizei angesichts der laufenden Ermittlungen »keine weiteren Erläuterungen« zu den Tatverdächtigen geben werde.
Der 37-jährige Tom S., den die Polizei in seinem knapp 20 Kilometer von Ipswich entfernten Wohnort festnahm, hatte zuvor in Interviews erklärt, Kunde von Prostituierten gewesen zu sein, deren Leichen seit dem 2. Dezember unweit von Ipswich gefunden worden waren. Jedoch hatte er zugleich beteuert, nichts mit den Verbrechen zu tun zu haben. Die Opfer im Alter von 19 bis 29 Jahren waren alle im Rotlichtviertel der 140 000-Einwohner-Stadt tätig.
Derweil ging gestern auch die Sicherung potenzieller Spuren weiter. So beschlagnahmte die Polizei vor dem Haus des 48-jährigen Tatverdächtigen in Ipswich einen dunkelblauen Ford Mondeo. Aus dem Haus des 37-jährigen in der Ortschaft Trimley St. Martin wurden weitere Gegenstände für forensische Untersuchungen abgeholt.
Die britische Polizei darf Tatverdächtige in Mordfällen insgesamt 96 Stunden festhalten und mit Unterbrechungen von jeweils achtstündigen Pausen verhören.

Artikel vom 20.12.2006