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Filme boten
was für jeden
Geschmack

Kino sorgte für viel Gesprächsstoff

Von Karin Zintz
Hamburg (dpa). Ob es um den politisch komplett inkorrekten »Borat« ging, um das angebliche Weichei Daniel Craig als neuer James Bond oder um die berauschende Macht der Düfte im »Parfum«: Selten hat das Kino für so viel Gesprächsstoff gesorgt wie im Jahr 2006.

Es war das Jahr der großen Themenvielfalt auf der Leinwand, für jede Zielgruppe waren Highlights dabei.
Mit insgesamt fünf bis zehn Prozent mehr Umsatz und Besuchern rechnet der Verband der deutschen Filmverleiher (VdF) bis zum Jahresende. Zu diesem Ergebnis trugen nach Ansicht von VdF-Geschäftsführer Johannes Klingsporn maßgeblich auch deutsche Filme bei. Acht so genannte »Besuchermillionäre« sind deutsche Produktionen, sechs davon liegen innerhalb der Top 20 der bisherigen Jahres-Filmcharts.
Im Herbst stellten die Deutschen sogar 10 Wochen lang nonstop den Spitzenreiter der Kinocharts, eine Leistung, die zuletzt vor 20 Jahren gefeiert werden konnte: Zuerst gab Tom Tykwers sinnliche Literaturverfilmung »Das Parfum« den Ton an und brachte es als erfolgreichster deutscher Film des Jahres auf 5,5 Millionen Besucher. Danach weckte Sönke Wortmann mit »Deutschland. Ein Sommermärchen« Erinnerungen an die traumhafte Stimmung während der Fußball-WM und lockte knapp vier Millionen Menschen ins Kino. Gleich anschließend kalauerten sich die »7 Zwerge - Der Wald ist nicht genug« (3,4 Mio Besucher) wochenlang mit ihren Zipfelmützen auf den Gipfel der Charts.
Doch ganz an die Spitze der Jahres Top-Ten sind die eiszeitlichen Freunde aus dem Animationsfilm »Ice Age 2« geschliddert (8,7 Mio). Eine andere Hit-Fortsetzung kaperte Platz 2, »Fluch der Karibik 2« (7,1 Mio). Die gute Nachricht für Fans des fantasievollen Piratenspektakels: »Fluch 3« kommt im Mai und auch Teil 4 ist schon in Arbeit. Auf den dritten Platz der Kinocharts 2006 brachte es die Bestseller-Verfilmung »Sakrileg« mit Tom Hanks.
Einen Aufstieg der besonderen Art erlebte der blonde Brite Daniel Craig: Sein Wechsel vom Charakterfach zur Genre-Ikone James Bond bescherte ihm zunächst hämische Kommentare in den Klatschspalten als »Automatikgetriebe-Fahrer« und »Schwimmwesten-Träger«. Doch sein kraftstrotzender Auftritt in »Casino Royale« ließ Lästermäuler verstummen. Das Publikum ließ sich schnell überzeugen. »Casino Royale« packt nach wenigen Wochen die 4-Millionen-Marke.
Tief greifende Debatten umspülten »Das Leben der Anderen«, den Debüt-Spielfilm des 33 Jahre alten Regisseurs Florian Henckel von Donnersmarck. Das Stasi-Drama hatte in Deutschland zwar nur die Hälfte der Zuschauer der »7 Zwerge«, fand aber auch international höchste Beachtung. Nach einer Golden-Globe-Nominierung kann Henckel von Donnersmarck auch auf den Start beim Rennen um die Oscars hoffen.

Artikel vom 20.12.2006