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Krankenkassen-Beiträge
steigen auf breiter Front

Einige BKK in Ostwestfalen erhöhen nicht - Sonderkündigung möglich

Von Edgar Fels
Bielefeld (WB). Millionen Versicherte müssen vom kommenden Jahr an höhere Krankenkassenbeiträge zahlen. Im Schnitt erhöhen die gesetzlichen Kassen ihre Beiträge zum 1. Januar um 0,7 Prozentpunkte. Betroffene Mitglieder haben dann ein Sonderkündigungsrecht und können sich eine günstigere Kasse suchen.

Die beiden größten gesetzlichen Krankenkassen, die Barmer Ersatzkasse (BEK) und die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK), gaben gestern ihre neuen Beitragssätze bekannt. Bei der BEK steigt der Beitrag zum 1. Januar von 13,8 auf 14,4 Prozent, bei der DAK um 0,7 Prozentpunkte auf 14,5 Prozent. Zuvor hatte die AOK Westfalen-Lippe angekündigt, ihren Beitrag ebenfalls zum neuen Jahr von 13,0 auf 13,8 Prozent zu erhöhen.
In Ostwestfalen-Lippe gibt es nur wenige Betriebskrankenkassen (BKK), die gegen den Trend von einer Erhöhung abgesehen haben. Dabei handelt es sich um die BKK Gildemeister-Seidensticker (weiterhin 12,8 Prozent), die BKK Oetker (12,4 Prozent) sowie die BKK Miele mit nur 11,7 Prozent. »Mit diesem Beitrag bleibt die BKK Miele eine der günstigsten Krankenkassen Deutschlands«, sagte Vorstandsvorsitzender Dieter Scherning. Allerdings ist die BKK Miele eine geschlossene Kasse.
Die BKK Gildemeister Seidensticker sieht die Grundlage für ihren Erfolg in einem modernen und flexiblen Gesundheitsmanagement. Auf überflüssige Verwaltungsausgaben werde verzichtet, betont Vorstand Frank Jessen. »Diese liegen bei der BKK Gildemeister Seidensticker unter vier Prozent.«
Kassen, die ihre Beiträge jetzt anheben, nennen im wesentlichen zwei Gründe für diesen Schritt: Zum einen die Erhöhung Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent vom 1. Januar an, zum zweiten die gesunkenen Bundeszuschüsse. »Die politischen Rahmenbedingungen für die gesetzliche Krankenversicherung im kommenden Jahr ließen uns keine Wahl«, bedauerte DAK-Verwaltungsratsvorsitzender Hans Bender gestern in Hamburg.
So sieht es auch die Innungskrankenkasse IKK, die 2006 sogar einen Überschuss von 20 Millionen Euro erwirtschaftet hat. »Bei unveränderten gesetzlichen Vorzeichen wäre eine Beitragserhöhung nicht notwendig gewesen«, sagte IKK-Regionaldirektor Hartmut Baumgärtner.
Die AOK Westfalen-Lippe weist unterdessen darauf hin, dass ihr allgemeiner Beitragssatz von 13,8 Prozent »deutlich unter dem Durchschnittsbeitrag aller gesetzlichen Krankenkassen liegt« und »eine der günstigsten AOK bundesweit« sei, sagte Michael Hilbert von der AOK-Regionaldirektion Gütersloh/Bielefeld. Versicherte der AOK Rheinland-Pfalz etwa müssen von Januar an 16,4 (plus 1,6) Prozent bezahlen.
Versicherte haben jedoch Gelegenheit, innerhalb von zwei Monaten in eine preiswertere Kasse zu wechseln, wenn ihre Krankenkasse den Beitrag erhöht hat. Die neue Kasse muss sie aufnehmen. Eine Ablehnung wegen besonderer Risiken der Bewerber verbietet Paragraf 175 des Sozialgesetzbuches (SGB) V. »Eine Kündigung der Mitgliedschaft ist zum Ablauf des übernächsten Kalendermonats möglich, gerechnet von dem Monat, in dem das Mitglied die Kündigung erklärt«, heißt es im Gesetz. Wenn ein Mitglied noch im Dezember kündigt, würde das Vertragsverhältnis also Ende Februar enden.
Die Verbraucherzentrale rät, die Kündigung persönlich bei der Krankenkasse abzugeben und sich den Empfang bestätigen zu lassen. Auch ein Einschreiben sei möglich. Die Bestätigung muss der neuen Kasse vorgelegt werden. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 22.12.2006