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Spagat zwischen Klassik
und Lasershow gelang nicht

Verhaltener Applaus für die »Flames of Classic«


Bielefeld (WB/jj). Sanfte Klänge durchfluten die Stadthalle. Das Berliner Kammerorchester unter der Leitung von Generalmusikdirektor Roland Mell spielt unter dem Namen »Flames of Classic« Auszüge aus den bedeutendsten klassischen Werken der vergangenen Jahrhunderte. Die Künstler aber geben sich nicht mit akustischen Genüssen zufrieden, sondern schlagen eine Brücke von der Musik zur Laser- und Pyro-Show: Bunte Strahlen und helles Licht schaffen eine besondere Atmosphäre in der Stadthalle.
»Wir begrüßen Sie zu einer außergewöhnlichen Verbindung von Musik und Licht. Tauchen Sie ein, in eine Welt voller Magie!«, verspricht Dirigent Roland Mell zu Beginn des Abends. Das Berliner Kammerorchester sei 1993 gegründet worden und bestehe aus einer multikulturellen Besetzung, erzählt der Chef am Pult, der die Besucher leichterhand führt und viele Informationen über Künstler und Kompositionen parat hat.
Das Orchester gibt Auszüge aus »Aida« von Verdi, aus Mendelssohn Bartholdys »Sommernachtstraum« und Tschaikowskis »Schwanensee« zum Besten und überzeugt vor allem durch eine musikalisch ansprechende Leistung. Dabei reicht die Darstellung von feinfühliger, leichter Fröhlichkeit bis zu pulsierender Lebendigkeit.
Merkwürdig: Der Funke will einfach nicht auf das Publikum in der fast ausverkauften Stadthalle überspringen; das Publikum hält sich mit Applaus zurück. Dies mag an der verwirrenden Laserdarstellung liegen, die den vom Zuhörer zum Zuschauer umfunktionierten Besucher von der musikalischen Darbietung unnötig ablenkt. Wer wäre nicht irritiert, wenn im »Schwanensee« plötzlich kitschige Schwäne und tanzende Elfen auf den Hintergrund projiziert werden. Der durchaus mutige Spagat zwischen klassischer Musik und moderner Lasertechnik wollte in diesem Fall nicht so recht gelingen.

Artikel vom 21.12.2006