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Däne wird der »Mister Pritt«

Wechsel bei Persil-Konzern Henkel

Düsseldorf (dpa). Ein Däne wird »Mister Persil«: Beim 130 Jahre alten Waschmittelhersteller Henkel soll mit Kasper Rorsted erstmals ein ausländischer Manager auf den Chefposten wechseln. Der 44-Jährige übernimmt nach der Hauptversammlung 2008 den Vorsitz der Geschäftsführung, teilte die Henkel KGaA gestern mit.
Ulrich Lehner (l.) geht in den Ruhestand. Kasper Rorsted wird sein Nachfolger.

Das familiendominierte Unternehmen lüftet bereits frühzeitig das Geheimnis, wer Nachfolger von Amtsinhaber Ulrich Lehner wird. Lehner wird 2008 die interne Altersgrenze von 62 Jahren für Führungskräfte erreichen.
Rorsted soll die Internationalisierung fortführen. Diese Aufgabe schreibt ihm der höchste Vertreter des Henkel-Clans, Albrecht Woeste, ins Stammbuch. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates lobt ihn als »international erfahrenen, exzellenten Manager«. Rorsted studierte an der International Business School Kopenhagen und leitete bei Hewlett Packard das Europa-Geschäft mit 40 000 Mitarbeitern.
Bei Henkel legte der Quereinsteiger eine Blitzkarriere hin. Im Düsseldorfer Konzern arbeitet erst seit gut anderthalb Jahren. Der Däne übernahm im April 2005 in der Geschäftsführung die Bereiche Personal, Einkauf, Informationstechnologien und Infrastruktur. Vom 1. Januar 2007 an ist er Vize-Vorsitzender der Geschäftsführung. Nach Helmut Sihler, Hans-Dietrich Winkhaus und Ulrich Lehner wird Rorsted der vierte Konzernchef sein, der nicht aus der Henkel-Familie stammt.
»Henkel ist angenehm langweilig«, sagt die Geschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Jella Benner-Heinacher. Keine schnellen Managerwechsel, die viel Geld kosten. Alles erscheine durchdacht und langfristig vorbereitet. »Das ist eigentlich ideal. So sollte es überall sein.« Die Personalie solle auch dokumentieren, dass Henkel international aufgestellt und kein rein deutscher Konzern mehr ist. Dass ein vergleichsweise junger Manager Konzernchef wird, sei für Henkel »ziemlich revolutionär«.
In den Augen der Verbraucher ist Henkel immer noch in erster Linie Persil. Die Wasch- und Reinigungsmittel stehen aber nur noch für ein Drittel des Konzernumsatzes von knapp 12 Milliarden Euro. Kosmetik- und Körperpflegeprodukte, zu denen Haarpflegemittel der Marke Schwarzkopf gehören, stehen für 22 Prozent. Größtes Standbein sind mit einem Anteil von mehr als 40 Prozent Klebstoffe. Der Henkel-Chef könnte deshalb ebenso gut auch »Mister Pritt« genannt werden.

Artikel vom 19.12.2006