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Der »Bischof«
als Serienkiller

Britische Polizei fasst Verdächtigen

London (dpa). Der mutmaßliche Serienmörder, der in der englischen Grafschaft Suffolk fünf Prostituierte umgebracht haben soll, ist gefasst.
Tom Stephens (37) wird verdächtigt, innerhalb von zehn Tagen fünf Prostituierte in der Grafschaft Suffolk ermordet zu haben.

Tom Stephens, Jahrgang 1969, Angestellter eines Supermarktes, ist womöglich der seit Jahrzehnten grausamste Prostituiertenmörder des Vereinigten Königreichs. Nach seiner Festnahme gestern um 7.20 Uhr wurde er in einer geheim gehaltenen Polizeistation untergebracht - auch, weil Freunde der Frauen, die er skrupellos erwürgt haben soll, öffentlich mit der Ermordung des Täters gedroht hatten.
Im Rotlichtviertel von Ipswich, die 20 Kilometer von Trimley St. Martin entfernt liegt, hatten die fünf Opfer des Serienkillers ihr Geld verdient. Das meiste gaben sie für Heroin aus. Alle fünf waren süchtig, auf Freier angewiesen, selbst auf die Gefährlichsten. Leichte Beute für einen wahnsinnigen Würger.
Doch ist Tom Stephens wirklich der Mörder? Dieser laut Beschreibung von Nachbarn etwas wirre, aber harmlos wirkende Typ mit dem schütteren rötlichem Haar und Oberlippenbart, der sich selbst gern »der Bischof« nannte? Und wenn ja, werden ihm die Morde nachzuweisen sein? Vier Mal hatten ihn Polizisten bereits vernommen, ehe Chefermittler Stewart Gull den Befehl zur Festnahme gab.
Zu den vielen unbeantworteten Fragen, die die Menschen in Trimley und Ipswich, ja eigentlich überall in Großbritannien bewegen, gehört diese: Hat wirklich der unermüdliche Einsatz von 500 Polizisten zur Ergreifung des Mörders geführt - oder war es eher »The Bishop« selbst, der durch sensationelle Äußerungen in Interviews seine Festnahme provozierte?
Bis Sonntagmorgen, so schien es, war Stephens einer von mehreren Verdächtigen auf dem Radar der Ermittler. Auch ein Lastwagenfahrer war dabei. Einen Einwanderer hatten die Fahnder im Visier, Angehörige eines Stützpunktes der Royal Airforce und sogar einen US-Piloten.
Am Sonntag nannte die Boulevardzeitung »The Mirror« als erste den vollen Namen des Mannes aus Trimley St. Martin. Der hatte dem Blatt freimütig erzählt, dass er ein »Freund« der ermordeten Prostituierten gewesen sei. Er wisse, dass man ihn festnehmen könne, aber er sei »unschuldig«. Die Frauen hätten ihm »ganz fest vertraut«. Wenn er ihnen die Augen verbunden, sie an eine Klippe über dem Meer gestellt und gesagt hätte, »zwei Schritte könnt ihr noch gehen, dann wären sie genau die zwei Schritte gegangen«.
Der BBC sagte Stephens wenige Tage vor seiner Festnahme, er habe wenigstens eine der fünf Frauen, deren nackte Leichen seit dem 2. Dezember innerhalb von zehn Tagen unweit von Ipswich gefunden wurden, bereits seit mindestens 18 Monaten gekannt - nachdem seine achtjährige Ehe zerbrochen war. In anderen Medien hieß es, der »Bischof« sei Stammkunde gewesen.

Artikel vom 19.12.2006