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Theater unter
Polizeischutz

»Idomeneo« in Berlin aufgeführt

Berlin(dpa). Zur Wiederaufführung der umstrittenen »Idomeno«-Inszenierung gestern Abend in Berlin ist die Deutsche Oper von einem großen Polizeiaufgebot geschützt worden.

Bereits am Nachmittag zogen zahlreiche Beamte vor dem Opernhaus auf. »Noch nie haben wir eine Opernveranstaltung derart abgesichert«, sagte Polizeisprecher Bernhard Schodrowski. Am Eingang des Opernhauses waren Sicherheitsschleusen wie auf dem Flughafen vorgesehen. Während viel politische Prominenz erwartet wurde, hatten mehrere eingeladene islamische Vertreter abgesagt.
Christliche Repräsentanten äußerten Verständnis, da die Inszenierung der Mozart-Oper religionsfeindlich und menschenverachtend sei. Im Schlussbild der Aufführung werden die abgeschlagenen Köpfe von Jesus, Buddha und des Propheten Mohammed auf die Bühne gebracht.
Die umstrittene Inszenierung der Mozart-Oper von Hans-Neuenfels war im September wegen befürchteter islamistischer Drohungen von der Intendantin Kirstsen Harms abgesetzt worden. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, Kulturstaatsminister Bernd Neumann, Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit und andere Prominente hatten angekündigt, zur Wiederaufführung zu kommen.
Der Generalsekretär des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, und der Vorsitzende des Islamrats, Ali Kizilkaya, wollten sich die Oper nicht anzusehen. Schäuble hatte alle Mitglieder der Deutschen Islam-Konferenz eingeladen. Dies war von muslimischen Teilnehmern des Treffens angeregt worden. Der Einladung Schäubles folgen nach Angaben des Bundesinnenministeriums 9 der 15 muslimischen Konferenzteilnehmer. Der Vorsitzende der türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, hat die Absagen kritisiert. Auch die Anwältin Seyran Ates und Migrationsforscherin Necla Kelek wandten sich gegen das Fernbleiben.
Dagegen äußerten Vertreter aus beiden großen christlichen Kirchen Verständnis. Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Hans Joachim Meyer, nannte die Neuenfels-Inszenierung ein »religionsfeindliches Spektakel«. Die Bischöfin des Sprengels Holstein-Lübeck, Bärbel Wartenberg-Potter, sagte, die »aufklärerische Pose« der fraglichen Opernszene habe eine »menschenverachtende Seite«. Eine weitere Aufführung ist für den 29. Dezember vorgesehen.

Artikel vom 19.12.2006