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»115« bei Behördenärger

Einheitliche Telefonnummer soll Servicequalität deutlich verbessern

Von Wolfgang Schäffer
Potsdam/Berlin (WB). Nach dem Vorbild von New York soll in Deutschland eine bundesweit einheitliche »Kummer-Nummer« für Bürger eingerichtet werden. Die 115 bei Behördenärger soll rund um die Uhr erreichbar sein.
So soll's sein: die Kummer-Nummer hilft bei Behördenärger.Foto: Borgmeier

Hier sollen Experten dann entweder kostenlos oder zum Ortstarif Antworten auf Fragen der Bürger geben - ohne weiterzuverbinden oder zu vertrösten. In New York gehen unter der Rufnummer 311 täglich bis zu 45 000 Anrufe von Bürgern ein. Dabei geht es sowohl um Fragen zu Formularen, Anträgen und Problemen mit Behörden als auch um nicht reparierte Spielplatz-Geräte oder Schlaglöcher in der Straße.
Der Vorschlag für das deutsche Projekt, das gestern auf dem ersten nationalen IT-Gipfel in Potsdam vorgestellt wurde, geht auf das Isprat-Institut (Institut für Interdisziplinäre Studien zu Politik, Recht, Administration und Technologie) zurück. Wissenschaftler sowie Unternehmer der IT-Branche haben sich unter Schirmherrschaft des hessischen Ministerpräsident Roland Koch (CDU) zusammengeschlossen, um die Servicequalität der deutschen Behörden zu verbessern.
Isprat hält in einem Positionspapier fest: »Die öffentliche Verwaltung in Deutschland ist aus Sicht der Bürger und der Wirtschaft stark zersplittert. Zuständigkeiten sind über die Behörden verteilt und einheitliche Ansprechpartner nicht vorhanden.« Um das zu ändern, müssen nach Ansicht der Experten sämtliche Behörden von Bund, Ländern und Kommunen miteinander so vernetzt werden, dass ein Zugriff auf entsprechende Daten möglich ist.
Eine Sprecherin des Innenministeriums in Berlin, das gestern mit der weiteren Planung beauftragt wurde, erklärte im Gespräch mit dieser Zeitung, schon mit der Initiative Deutschland-Online seien Möglichkeiten von Bund, Ländern und Kommunen zu einer gemeinsamen Strategie gebündelt worden, um sie dann ins Internet zu stellen.
Eine moderne öffentliche Verwaltung sei Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands, heißt es in einem Papier zur Online-Initiative. Danach sollen bis Ende 2007 alle Behörden elektronisch untereinander kommunizieren. 2008 sollen alle geeigneten Verwaltungsverfahren online verfügbar sein. Das könnte die Basis für den Behörden-Notruf sein.
Möglichst bis zur nächsten Cebit im März sollen die Experten des Innenministeriums jetzt Lösungsvorschläge erarbeiten, mit denen das vorgegebene Ziel zu erreichen ist. In zwei bis drei Jahre könnte nach Ansicht des Isprat-Instituts die Kummer-Nummer 115 in Betrieb gehen.
Seite 4: Bericht zum IT-Gipfel, Kommentar

Artikel vom 19.12.2006