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Schülergerichte

Die Kirche im Dorf lassen


Ja, es gibt Gewalt an Schulen. Prügeleien auf dem Pausenhof, das »Abziehen« von Handys oder gezieltes Mobbing, das für manche Opfer sogar belastender ist als ein blauer Fleck nach einer Rangelei.
Solche Taten müssen verfolgt werden. Ob die neuen Schülergerichte das wirklich besser können als die erprobten Streitschlichter-Teams der Schulen, darf bezweifelt werden.
Die Schlichter wollen Ausgleich und Einsicht herbeiführen. Rabauken sollen sich in die Lage der Opfer versetzen und Reue zeigen. Hier steht die Pädagogik an erster Stelle, nicht das Strafrecht.
Notorische »Intensivtäter«, die die Schwelle zum kriminellen Handeln überschritten haben, lassen sich mit solchen Verfahren kaum beeindrucken. Auch »freiwillige« Bußen, wie sie die Schülergerichte verhängen sollen, werden sie nicht abschrecken. Hier sind Staatsanwalt, Gericht und Jugendhilfe gefordert.
Nicht zuletzt bestärkt die Einrichtung von Schülergerichten den Irrglauben, rohe Gewalt und schwere Kriminalität nähmen an allen Schulen zu. Jugendforscher haben da andere Erkenntnisse.
Also: Lassen wir die Kirche im Dorf. Und die Pläne für Schülergerichte in der Schublade.
Andreas Kolesch

Artikel vom 22.12.2006