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Große Sache
mit kleinen
Preziosen

Studiochor begeistert mit Frühbarock

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Abwechslungsreich und doch einer klaren Linie folgend -Êso präsentierte sich der Studiochor bei seinem diesjährigen Weihnachtskonzert in der gut gefüllten Johanniskirche. Ein Auswahlchor der Posaunenmission Bethel fügte sich kongenial ins frühbarocke Klangbild ein.

Lauter kleine Preziosen ergaben unter dem umsichtig beschwingten Dirigat von Martin Fugmann in der Summe eine runde Sache und einen umfassenden Einblick in die Vielfalt der chorischen und instrumentalen Weihnachtsliteratur des Frühbarock. Mit der Einbindung der Gemeinde respektive des Publikums belebte Fugmann zudem eine gängige Praxis der damaligen Zeit.
Michael Praetorius machte das evangelische Kirchenlied zum Zentrum seines kompositorischen Schaffens. Dabei füllte er jede erdenkliche Kompositionsform seiner Zeit in vielfältigen Abwandlungen aus. Allem Neuen gegenüber aufgeschlossen, versuchte er als erster, den Gemeindegesang in mehrchörige Kompositionen einzubauen. Als Sammler und Bearbeiter von Melodien leistete er Unvergängliches. In der Werkauswahl des Chores wurde das Spektrum dieser Musikerpersönlichkeit ersichtlich und in gesangstechnischer Reinkultur dargeboten. In klangfrischer Beweglichkeit und Artikulationsreinheit nahmen Choräle wie »Nun komm der Heiden Heiland«, »In Dulci Jubilo«, »Wunderbarer Gnadenthron«, »Joseph, lieber Joseph mein« und »Es ist en Ros entsprungen« für sich ein. Tänzelnde Leichtigkeit und Schwung kennzeichneten das Klangbild und sorgten für eine erhebende Stimmung, dies insbesondere im eng mit dem Gesangstrio verzahnten, jubilierenden »Puer Natus«.
Auch noch in der achtstimmigen Doppelchörigkeit der Choralmotette »Ehre sei Gott« durfte man sich an der stimmlichen Prägnanz und klanglichen Transparenz des Studiochores erfreuen. Ihr Urheber, Johann Michael Bach, Schwiegervater des großen Thomaskantors, prägte später Johann Sebastian Bachs Motetten-Schaffen nachhaltig.
Mit Heinrich Schützens »Magnificat« krönte man den Abend mit einer eindrucksvollen Kostprobe eines typischen Gruppenkonzerts, das hier sämtliche Aufführende in einnehmender Klangrede vereinte. Neben dem brillant konzertierenden Posaunenchor empfahl sich das Solistenquartett mit Iris Duwensee (unverfälscht reiner Sopran), Birgit Schneider (warm timbrierter Alt), Nils Burow (tenoralle Helligkeit) und Klaus Peter Christansen (nobel gerundeter, klangschöner Bass).
Einzeldarbietungen der unter Joachim von Haebler lupenrein und klangfarblich weit gefächert aufspielenden Posaunenmission sowie orgelkundige Ausführungen von Jee Yeon Shin fügten sich zu einem komplexen und vielschichten Bild des Frühbarock. -ÊBegeisterter Beifall.

Artikel vom 19.12.2006