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Krisenmanager für Bielefelds Polizei

Technische Probleme der Ordnungshüter sind größer als bislang bekannt

Bielefeld (hz). Weil der Weltkonzern Siemens auch nach 15 Monaten die schwerwiegenden technischen Störungen bei der modernisierten Leitstellentechnik der Bielefelder Ordnungshüter immer noch nicht in den Griff bekommen hat, ist firmenintern drastisch durchgegriffen worden.

Nach WESTFALEN-BLATT-Informationen ist der bisherige Siemens-Projektleiter abgesetzt und von einem Krisenmanager ersetzt worden. Unter dessen Regie sollen nach mehr als einem Jahr endlich die massiven Technikprobleme beim »Herzstück« des Polizeipräsidiums behoben werden (Exklusivberichte vom 15. und 16. Dezember). Was sehr im Interesse des Weltkonzerns wäre, denn die Polizei hat für die im Sommer vergangenen Jahres installierte neue Technik bislang die Endabnahme verweigert und einen Teil der Kaufsumme von etwa 360000 Euro einbehalten.
Dabei drängt die Zeit. Zum 1. Januar nächsten Jahres übernehmen, wie wiederholt berichtet, die hiesigen Ordnungshüter im Zuge ihrer Neuorganisation die Autobahnpolizei für den ganzen Regierungsbezirk Detmold. Laut Aussage von Polizeipräsident Erwin Südfeld werden die Einsätze auf der A 2, A 33 und A 44 von der Leitstelle an der Kurt-Schumacher-Straße gesteuert. Die Übernahme der Autobahnpolizei steigere das von Bielefeld aus zu bewältigende Einsatzaufkommen um etwa ein Viertel, sagte der Behördenchef weiter.
Sollten die seit Sommer vergangenen Jahres bestehenden technischen Probleme in der Polizei-Leitstelle über den Jahreswechsel hinaus andauern, dann würde das die »Megabehörde« Bielefeld in einer empfindlichen Umstellungsphase treffen. Denn die Störungen sind offenbar massiver, als bislang von der Polizeiführung öffentlich eingeräumt.
So fallen immer wieder komplette Funktische in der Leitstelle aus. Davon gibt es insgesamt fünf Stück. Die Funktische sind Hochleistungscomputer, mit deren Hilfe die Polizei nicht nur das Einsatzgeschehen der Streifenwagenbesatzungen auf den Straßen steuert. Ist einer dieser Tische außer Betrieb, dann hat der betroffene Einsatzführer in der Polizei-Leitstelle unter anderem keinen Zugriff mehr auf sein Telefon, auf Stadt- oder Gebäudepläne. Zudem werden von diesen Funktischen aus Großfahndungen beispielsweise nach Überfällen, wie es sie in den vergangenen Wochen in Bielefeld beinahe täglich gegeben hat, gesteuert.

Artikel vom 18.12.2006