18.12.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Deutsche Klage
beunruhigt Polen

Preußische Treuhand: Entschädigung

Berlin/Warschau (dpa). Die Entschädigungsklage der Alteigentümerorganisation Preußische Treuhand ist in Polen und Deutschland auf scharfe Kritik gestoßen.
Polens Außenministerin Anna Fotyga zeigte sich »äußerst beunruhigt« und warnte: »Dies wäre ein Versuch, die moralische Verantwortung für die Folgen des Zweiten Weltkrieges umzukehren.« Solche Klagen könnten die Beziehungen beider Länder gefährden. Fotyga erinnerte daran, dass der Zweite Weltkrieg mit dem deutschen Überfall auf Polen begonnen und schweres Leid über die polnische Bevölkerung gebracht hatte. Der heutige Besuch von Bundesratspräsident Harald Ringstorff (SPD) in Polen wird von dem aktuellen Entschädigungsstreit überschattet.
Die Preußische Treuhand hatte Polen am 20. November vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg auf Entschädigung verklagt, wie Aufsichtsratsmitglied Rudi Pawelka erst am Freitag in Leverkusen mitgeteilt hatte. Das Gericht soll nach Vorstellung Pawelkas, der auch Vorsitzender der Landsmannschaft Schlesien ist, zunächst die Vertreibungen nach dem Zweiten Weltkrieg grundsätzlich als Unrecht anerkennen.
Der ehemalige polnische Außenminister Wladyslaw Bartoszewski sagte dazu: »Wenn die Deutschen Geld für verlorenes Eigentum verlangen wollen, sollen sie sich an die USA, Großbritannien und die Nachfolger der Sowjetunion wenden.« Diese drei Staaten hätten auf der Konferenz von Potsdam über das Schicksal der deutschen Bevölkerung in Schlesien, Pommern und Ostpreußen entschieden. Bereits am Freitag hatte der polnische Präsident Lech Kaczynski die Klage als Bedrohung für die deutsch-polnischen Beziehungen bezeichnet.
Die Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen (BdV), Erika Steinbach, distanzierte sich klar von den Aktivitäten der Preußischen Treuhand. »Das Präsidium des Bundes der Vertrieben hat mehrfach deutlich gemacht, dass wir den Weg nicht unterstützen«, sagte die CDU-Bundestagsabgeordnete am Samstag in Berlin.
Steinbach verwies darauf, dass die Preußische Treuhand eine eigene Organisation und keine Aktivität der gesamten Landsmannschaft Schlesien sei. »Innerhalb des Schlesischen Landsmannschaft ist die Mehrheit nicht beglückt über das, was ihr Vorsitzender macht.«

Artikel vom 18.12.2006