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Notruf-Störung
belastet Polizei

Bei Problemen die Wachen anrufen

Bielefeld (hz). Die seit 15 Monaten andauernden technischen Probleme beim Notruf 110 belasten die Arbeit der Ordnungshüter. Das hat am Freitag Bielefelds Polizeiführung nach dem Exklusivbericht des WESTFALEN-BLATTES über die störanfällige Technik in der hauseigenen Leitstelle eingeräumt.

Geistertelefonate, keine oder nur einseitige Verbindungen über Notruf 110, verzerrte Stimmen oder Echos in der Leitung machen den Mitarbeitern in der für 360 000 Euro umgerüsteten Polizei-Leitstelle nun schon seit dem Sommer 2005 das Leben schwer. So kann es passieren, dass die Ordnungshüter von der Leitstelle, von der aus jährlich 50 000 und mehr Einsätze in der Großstadt gesteuert werden, eine Telefonnummer in Bielefeld anwählen, die widerspenstige Computertechnik das Gespräch aber in das 80 Kilometer entfernte Höxter lenkt.
Aus lauter Verzweiflung über die fortwährenden Tücken der Technik haben die Polizisten unter dem Dach des Präsidiums an der Kurt-Schumacher-Straße schon begonnen, sich selbst zu kontrollieren. »Wenn 15 Minuten lang der Notruf nicht geklingelt hat, greifen wir zu unseren privaten Mobiltelefonen und rufen uns selbst an, um festzustellen, ob die 110 noch funktioniert«, berichtet einer der genervten Ordnungshüter.
Obwohl es ähnliche Probleme in der ebenfalls mit Siemens-Technik ausgestatten Rettungs-Leitstelle in Lemgo und in der Paderborner Polizei-Leitstelle gegeben hat, versuchten sich am Freitag die Bielefelder Polizeiführung und das NRW-Innenministerium in Schadenbegrenzung. Probleme bei der Einsatzbewältigung, hieß es, habe es bei der Polizei noch nicht gegeben. Wenn Notruf 110 nicht erreichbar sei, könne man die Polizeizentrale über Telefon 5450 oder die drei Wachen im Stadtgebiet unter 5 45 22 01 (Kesselbrink), 5 45 44 30 (Kurt-Schumacher-Straße) oder 5 45 28 01 (Brackwede) anrufen. - Obwohl Bielefelds Ordnungshüter Technik-Hersteller Siemens längst eine Frist zur Schadenbehebung gesetzt und wegen der ewigen Störungen einen Teil der Kaufsumme einbehalten haben, ist eine schnelle Lösung nicht in Sicht. Bis über das Land NRW neue Technik beschafft wird, können Jahre vergehen.

Artikel vom 16.12.2006