16.12.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Nobelprojekt am Hang ein Fall für die Juristen

Geplante Sparrenburg-Residenz: Anlieger verklagen Stadt

Von Michael Diekmann
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Das Projekt ist hochherrschaftlich. Für die unterhalb wohnenden Nachbarn Manfred Boes und Robert Kasior aber einfach nur erdrückend. Die Anlieger der Händelstraße klagen jetzt beim Verwaltungsgericht in Minden, wollen die von der Stadt bereits erteilte Baugenehmigung für ein hochwertiges Mehrfamilienhaus der Wericon GmbH anfechten.

Ein Eilantrag auf Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung soll erreichen, dass auf dem Gelände der ehemaligen Dürkopp-Villa am Ende der Furtwänglerstraße nicht mit Arbeiten begonnen werden kann, bevor alle Hintergründe geklärt sind. »Hier ist schon viel zuviel passiert«, beklagt Anlieger Manfred Boes den Verlust von mehr als 30 stattlichen Bäumen. Die wurden, so der Unternehmer, auf dem idyllischen, aber steilen Hanggelände vom künftigen Bauherrn Wericon bereits gefällt.
Angefochten wird von Boes und seinem Nachbarn Robert Kasior in erster Linie, dass die Bauverwaltung grünes Licht gab für eine deutliche Überschreitung der bislang genehmigten Grundfläche: Wo bisher ein Haus steht, sollen zwei breitere und höhere Wohnkomplexe mit je drei Etagen plus Dach entstehen. Anwalt Dr. Christoph Jahn: »So etwas ist städtebaulich von Bedeutung, kann nicht einfach genehmigt werden.« Die Mindener Richter sollen jetzt prüfen, ob sich die Stadt einfach über einen Bebauungsplan hinwegsetzen und das größere Objekt gestatten kann, ohne die Politik vorher zu hören.
Mindestens ebenso zweifelhaft ist für den Verwaltungsjuristen, wie es die Stadt mit der Genehmigung sämtlicher Versorgungsleitungen für das exklusive, exponierte Projekt mit einzigartiger Fernsicht hält. Fest steht, dass die bisherigen Leitungen über das Grundstück eines der Kläger nicht weiter nutzbar sind. Gleichzeitig gestattet es die Kommune, Leitungen durch ein unberührtes Landschaftsschutzgebiet zu legen, Natur zu zerstören.
Was Manfred Boes als Ur-Bielefelder besonders betroffen macht: »Ich habe nirgends in Politik und Verwaltung dieser Stadt auch nur auf eine Frage als Anlieger eine ehrliche Antwort bekommen.«

Artikel vom 16.12.2006