Barclay James Harvest und Prague Philharmonic Orchestra begeisterten in der Oetkerhalle
Von Larissa Kölling (Text) und Hans-Werner Büscher (Foto) Bielefeld (WB). Typische Markenzeichen von Barclay James Harvest sind eingängige Songs und schöne Harmonien. Kombiniert man diese mit klassischen Streichern und Blechbläsern, entsteht ein Hörgenuss erster Güte, der in der Oetkerhalle die Konzertbesucher zweieinhalb Stunden fasziniert und zu Standing Ovations animiert hat.
Bereits zu Beginn ihrer musikalischen Karriere experimentierten Barclay James Harvest mit neuen Formen jenseits der traditionellen Rockklänge von Gitarre, Bass und Drums. Sie benutzen Holzbläser, Streicher und Blechbläser, um so einen unverwechselbaren Sound zu schaffen. Bekannte Melodien - teils elektronisch, teils symphonisch - sind in den vergangenen knapp vierzig Jahren entstanden. Klassische Rockmusik mit klassischem Rahmen, das ist die aktuelle Entwicklung der Band, von der nur noch Leadsänger Les Holroyd geblieben ist. Unter dem Motto »Symphonic Barclay - Classic meets Rock« ist es zu einer überaus erfolgreichen Zusammenarbeit mit den Prager Philharmonikern gekommen. Mehr als 30 Streicher und Blechbläser unterstützen auf der Bühne die sechs Musiker der Rockband und finden sich in buntem Scheinwerferlicht auf eher ungewohntem, aber nicht ungemütlichem Terrain wieder. So wandeln die Musiker aus der Moldau-Stadt sogar auf Solopfaden und tragen im Verlauf des Abends eine eigens komponierte Suite vor, die einige der berühmten Barclay-Melodien miteinander verbindet. Der klare, rockige Sound mit den sehr dominanten Gitarrenklängen wird teils mehr, teils weniger durch die Damen und Herren im Hintergrund unterlegt. Auch die unverwechselbare Stimme des charismatischen Les Holroyd, der nicht nur durch seine Haarpracht beeindruckt, erfährt dadurch eine sehr unterhaltsame Bereicherung. Zweieinhalb Stunden lang - ohne Pause - unterhielten die sechs Bandmitglieder die ostwestfälischen Besucher mit hervorragender, handgemachter Musik. Mit Evergreens wie »Mockingbird«, »January« und »Berlin« konnten die Musiker überzeugen, aber erst die Ohrwürmer »Life Is For Living«, das sich 1981 zum europaweiten Chartbreaker entwickelte, und das ebenfalls sehr erfolgreiche »Hymn« ließen die Besucher der altehrwürdigen Oetkerhalle von den Sitzen springen und begeistert singen und tanzen. Barclay James Harvest funktioniert sicher auch ohne Klassik. Aber »Symphonic Barclay« ist ein gelungenes, musikalisches Experiment, das als Chance und nicht als Notwendigkeit zur Reanimierung vergangener Erfolge überzeugt.
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