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300 000 Flugtickets wertlos

Lizenz entzogen - Air-Madrid-Kunden sitzten fest

Madrid (dpa). Nach dem Aus der spanischen Billigfluglinie Air Madrid sitzen mitten im vorweihnachtlichen Reiseverkehr 130 000 Passagiere in mehreren Ländern fest. Zehntausende weitere können ihre für die Feiertage schon gebuchten Flüge erst gar nicht antreten.
Auf dem Flughafen Madrid gestrandet: 130 000 Passagiere der Fluggesellschaft Air Madrid warten vergeblich auf ihren Flug. Foto: Reuters

Das spanische Verkehrsministerium charterte mehrere Flugzeuge und konnte so bis gestern 8000 Reisende in ihre Heimat fliegen. Dieser 6,5 Millionen Euro teure Notfallplan gilt aber nur bis zum 21. Dezember und wird nur einem Bruchteil der Betroffenen helfen können. Air Madrid erklärte, sie könne das Geld für bereits bezahlte Tickets nicht zurückzahlen, weil dieses über die Reisebüros bei der Internationalen Flug-Transport-Vereinigung liege. Das Unternehmen müsse aber die vom Staat gezahlten Kosten der Ersatzflüge übernehmen, sagte Entwicklungsministerin Magdalena Alvarez am Sonntag.
Air Madrid hatte den Flugbetrieb ohne Vorwarnung am Freitagabend eingestellt. Für die Entscheidung machte das vor drei Jahren gegründete Unternehmen das Verkehrsministerium verantwortlich, das der Gesellschaft wegen der großen Verspätungen und Sicherheitsmängeln ultimativ mit dem Entzug der Fluglizenz gedroht hatte. Damit sei das Image von Air Madrid ruiniert worden.
In der Nacht zum Samstag entzog die Flugaufsicht der Gesellschaft die Lizenz. Es ist das erste Mal, dass eine Fluglinie in Spanien die Betriebserlaubnis verliert. Insgesamt hat die Fluglinie nach eigenen Angaben 300 000 Tickets verkauft, die nun wertlos sind.
Das Unternehmen war auf Billigflüge nach Lateinamerika spezialisiert und wurde von vielen in Spanien lebenden Einwanderern in Anspruch genommen. Die Gesellschaft gehört dem mallorquinischen Hotelier José Luis Carrillo. Sie beförderte 2,6 Millionen Passagiere im Jahr.

Artikel vom 18.12.2006