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Die Fußballer-Wahl
wird zur echten Qual

Diskussionen um Zidane, Ronaldinho und Cannavaro

Stuttgart (dpa). Es ist eine echte Qual der Wahl. Zum 16. Mal ehrt der Weltfußball-Verband FIFA heute den »Weltfußballer des Jahres« und schon vorher steht fest: Es wird im Opernhaus Zürich einen Sieger geben, der umstritten wie selten zuvor sein dürfte.

Spanische Medien gehen davon aus, dass der bei der WM so enttäuschende Ronaldinho als erster Profi zum dritten Mal hintereinander »Fußball-König« wird. Fabio Cannavaro, Kapitän der italienischen WM-Mannschaft, hat sich schon als »Europas Fußballer des Jahres« einige böse Kommentare anhören müssen. Und dass es Kopfstoß-Spezialist Zinedine Zidane, der dritte Nominierte, in die Endauswahl geschafft hat, ist für viele ein Skandal.
Vor allem die Fans in England und Frankreich verstehen nicht, dass Thierry Henry, der 2003 und 2004 Zweiter war, nur zweite Wahl ist. »Es ist ein Fehler, Henry zu übergehen. Wenn einer in einer großen Meisterschaft wie in England oder in der Champions League konstant spielt, ist er für mich eher geeignet, als wenn einem dies drei Wochen während einer WM gelingt«, kritisierte auch Arsenal-Coach Arsene Wenger in Anspielung auf Cannavaro, der nach seinem Wechsel zu Real Madrid keine Glanzpunkte mehr setzte. Zidane hatte nach einer wenig berauschenden Saison beim gleichen Verein nach der WM seine Karriere beendet.
Der französische Stürmer und englische Torschützenkönig Henry vom FC Arsenal trägt es mit Fassung, dass ihm Cannavaro schon beim »Goldenen Ball« für den besten Spieler Europas den Rang abgelaufen hatte. »Alle Leute, die Cannavaro nach dieser Wahl kritisiert haben, machen einen Fehler. Der Junge hat gewonnen, okay?«, sagte er in der »Sportbild«. »Dass ich nicht Erster wurde, mein Gott, das ist doch nicht das Ende der Welt.«
In einem anderen Interview hatte er jedoch Cannavaro, der als erster Abwehrspieler »Weltfußballer« werden kann, als einen »unsauberen Verteidiger« abgestraft. Der französische Nationaltrainer Raymond ärgerte sich: »Man weiß, wie stark sich Journalisten irren können. Cannavaro ist ein guter Spieler, aber Thierry Henry hat die ganze Saison über entscheidender gespielt.« Selbst Italiens Torwart- Legende Dino Zoff sagte: »Ich hätte Henry gewählt.«
Ronaldinho wird nach spanischen Medienberichten direkt von der Club-WM in Japan mit einer Privatmaschine nach Zürich eingeflogen. Die schwache WM in Deutschland schien dem brasilianischen Ballzauberer noch lange in den Beinen zu stecken, doch inzwischen ist er wichtiger denn je für den FC Barcelona. Mit elf Treffern schloss der 26-Jährige auch die Lücken, die die verletzten Stürmerstars Lionel Messi und Samuel Eto'o gerissen haben.

Artikel vom 18.12.2006