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Ludwig Barkhausen wurde 1786 Stadtpräsident in Halle/Saale

Barkhausen ist
ein Juwel für
Heimatforscher

Spannendes seit 800 in Buchform

Von Michael Diekmann
Bielefeld/Oerlinghausen (WB). Das Anwesen Gut Niederbarkhausen ist imposant, seine kulturhistorische Bedeutung für die gesamte Region unvorstellbar groß. Nachlesen kann man die spannende Geschichte seit dem achten Jahrhundert jetzt im Buch »Meier zu Barkhausen«. Autor Roland Linde, Hausherr Hubertus von Daniels-Spangenberg und Finanzier Rudolf Barckhausen stellten es jetzt auf dem Gut vor.

»Uns lag viel daran, alles historisch fundiert zusammen zu tragen«, sagt Rudolf Barckhausen. Er war lange Vorsitzender des Familienverbundes Barckhausens oder Barkhausens, leitet heute von Norderstedt aus den Förderverein, der es sich zum Ziel gesetzt hat, nach der einzigartigen Chronik des Anwesens und der Familie mit Hilfe renommierter Historiker weitere Meilensteine der Geschichte zu dokumentieren und der Nachwelt in spannender Form darzureichen.
Oerlinghauser und Ubbedisser schätzen die Wälder um Niederbarkhausen als willkommenes Naherholungsrevier. Die meisten Autofahrer rund um die hochfrequentierte Kreuzung Scherenkrung an der B66 haben für das wunderschöne Anwesen am Nordhang des Teutoburger Waldes allenfalls einen kurzen Blick. Die weitreichende Historie ist sogar vielen Einheimischen größtenteils fremd. Um so schöner, dass sich Roland Linde als versierter Historiker im Auftrag der Barkchausens zweieinhalb Jahre ans Werk gemacht hat, alle erdenklichen Dokumente zu sammeln, zu sichten und zu publizieren.
Der Blick reicht zurück ins späte achte Jahrhundert: In der Zeit der Eroberung des sächsischen Gebietes von Paderborn aus entsteht auf dem Tönsberg eine fränkische Wallburg, der eine nach fränkischem Vorbild eingerichtete Villikation zugeordnet wird, ein so genannter Höfeverband. Schließlich gehört zu den imposanten Wallanlagen rund um den Tönsberg auch die Großgrundherrschaft. In einem Verzeichnis der Tafelgüter Bischof Meinwerks um 1036 wird der Haupthof Barchusen (Berghausen) mit seinen fünf Vorwerken Oerlinghausen, Menkhausen, Borgsen, Heepen und Eckendorf genannt. Zu den kleineren Meiern gehören Höfe wie Asemissen und Sieker. Aus Barkhausen wird ein freies Amt. Die Entwicklung steht bis heute für Wohlstand und Selbstbewusstsein. Weserrenaissance findet sich in der Architektur des Haupthauses, das 1608 nach einem Brand neu aufgebaut wird.
Um 1750 erhält der Hof Gutsprivilegien. Nachkommen der Barkhausens machen als Juristen, Wissenschaftler und sogar als Stadtpräsident von Halle an der Saale Karriere. Das Gut wird 1814 an die Rietberger Unternehmerfamilie Tenge verkauft. Die Witwe Barkhausen hatte 1786 einen Oerlinghauser Amtmann geheiratet, ihre Töchter verzichteten auf das Erbe. Für die überregional bedeutende Unternehmerfamilie Tenge (Papier, Holz, Eisen) bedeutet der Erwerb des riesigen Anwesens die solide Absicherung des Vermögens in Grundbesitz. Barkhausen, 1000 Meter von Bielefelds Stadtgrenze, wird so zur zeitweiligen Zentrale des »Tenge-Konzerns«. Seit 1985 wohnen Hubertus von Daniels-Spangenberg und seine Frau Donata in dem eindrucksvollen Haupthaus, seit das Gut im Erbgang an sie übergegangen war.
»Wir lieben dieses Fleckchen Erde«, sagt Kunsthistorikerin Donata von Daniels. Ein besonders Fleckchen ist Barkhausen bereits seit mehr als 1200 Jahren.

Artikel vom 16.12.2006