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Korruptions-Ermittlungen gestoppt

Premierminister Blair: Saudische Aufrüstung im britischen Interesse


London (Reuters). Großbritannien hat überraschend die Ermittlungen wegen angeblicher Bestechung bei einem milliardenschweren Rüstungsauftrag aus Saudi-Arabien gestoppt. Premierminister Tony Blair übernahm am Freitag die volle Verantwortung für die Entscheidung im Sinne »nationaler Interessen«.
Saudi-Arabien hatte zuvor damit gedroht, den Kauf von 72 Eurofighter-Kampfjets im Wert von etwa 15 Milliarden Euro wegen der Ermittlungen platzen zu lassen. Die britische Anti-Korruptionsbehörde wollte Schweizer Konten mit angeblichen Verbindungen zur saudischen Königsfamilie unter die Lupe nehmen.
Dabei geht es um den Vorwurf, die britische Rüstungsfirma BAE Systems habe Vertreter aus Saudi-Arabien bestochen. Zur Eurofighter-Gruppe gehört auch der Airbus-Mutterkonzern EADS. Britische Sicherheitsbehörden und der saudiarabische Botschafter in London hatten zuvor gewarnt, die Ermittlungen könnten die Beziehungen zwischen beiden Ländern ernsthaft gefährden. Blair sagte am Freitag: »Wenn wir das hätten weitergehen lassen, hätten wir den Interessen unseres Landes immens geschadet.« Nach Angaben von Blair gefährdete die Untersuchung tausende von Arbeitsplätze und Milliarden-Einnahmen für die Industrie des Landes - Waffenverkäufe an Saudi-Arabien sind die größten Exportgeschäfte in der britischen Geschichte. »Meine Rolle als Premierminister ist es, dazu Stellung zu nehmen, was für unser Land im besten nationalen und strategischen Interesse ist. Ich habe nicht die geringsten Zweifel, dass in dieser Hinsicht die richtige Entscheidung getroffen wurde.« Großbritannien und Saudi-Arabien unterzeichneten im August den Auftrag über 72 Eurofighter. Die britischen Behörden hatten bereits 2004 Ermittlungen wegen des Verdachts von Unregelmäßigkeiten in den BAE-Büchern aufgenommen.

Artikel vom 16.12.2006