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Schießunfall:
Ablauf geklärt

»Ladefehler spielte keine Rolle«

Von Ernst-Wilhelm Pape
Augustdorf (WB). Der tödliche Schießunfall auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz in Sachsen ist nicht auf einen Fehler beim Laden der Panzerhaubitze 2000 zurückzuführen.

»Der rechtzeitig erkannte Ladefehler spielt bei der Ermittlung der Unglücksursache keine Rolle,« sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Görlitz, Oberstaatsanwalt Sebastian Matthieu, am Freitag dieser Zeitung. Der Fehler sei am Unglückstag, Samstag, 9. Dezember um 12.30 Uhr bemerkt worden. Daraufhin sei der Schießen abgebrochen worden. Somit habe keine Gefahr mehr bestanden. Beim Laden war zuerst der Treibsatz und dann das Geschoss in die Kanone geschoben worden. Zum Abfeuern muss sich der Treibsatz aber hinter dem Geschoss befinden. Nach Angaben von Matthieu wird für den Ladefehler kein Soldat der Panzerbrigade 21 »Lipperland« zur Rechenschaft gezogen.
Bei dem Unglück war ein 24 Jahre alter Feldwebel aus Datteln (NRW) und ein 33 Jahre alter Oberfeldwebel aus Dessau (Sachsen-Anhalt) ums Leben gekommen. Der Feldwebel gehörte dem Panzerartilleriebataillon 215 aus Augustdorf, der Oberfeldwebel der Instandsetzungskompanie des Logistikbataillons 51 aus Stadtallendorf (Hessen) an. Auch die Instandsetzungskompanie ist in Augustdorf stationiert. Ferner wurden ein 20 Jahre alter Gefreiter schwer und drei weitere Soldaten aus Augustdorf leicht verletzt.
Der Unfall habe sich beim Entfernen der falsch eingesetzten Ladung ereignet, sagte Matthieu. Mit einer sogenannten Ausdrückkatze und einem Entladestab hätten Soldaten der Instandsetzungskompanie versucht, dass Geschoss aus der Kanone zurück auf den Ladeteller in der Haubitze zu befördern. Hierbei habe sich die Treibladung, die sich zwischen Ausdrückkatze und Geschosse befand, aus bisher noch ungeklärter Ursache entzündet und erheblichen Druck erzeugt. Da das Geschoss lockerer als die Ausdrückkatze im Rohr saß, flog es rückwärts in den Innenraum der Haubitze und blieb im Heck stecken. Einer der Toten wurde aus im Innenraum der Haubitze geborgen, der zweite Tote lag vor dem Kettenfahrzeug.
Eine zehnköpfige Sonderkommission der Bundeswehr und des Bundesverteidigungsminsteriums unterstützt die Staatsanwaltschaft bei der Ermittlung der Unfallursache. Der Abschlussbericht wird nach Angaben der Staatsanwaltschaft erst in drei Monaten vorliegen, da es bei der Bundeswehr bisher keinen vergleichbaren Unfall bei einer Gefechtsübung gab.

Artikel vom 16.12.2006