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Die WM macht
das Rennen

»Fanmeile« ist Wort des Jahres

Von Elke Richter
Wiesbaden (dpa). An den Sommer 2006 werden sich viele Deutsche noch in Jahrzehnten erinnern: Schließlich lockte die Fußball-WM Millionen Menschen. Kein Wunder, dass sich das Großereignis gleich drei Mal in den zehn »Wörtern des Jahres« wiederfindet.
Begeisterte Menschen bei der Fußball-Weltmeisterschaft: eben eine »Fanmeile«.Foto: dpa

Die Spitzenposition nimmt die »Fanmeile« ein. »Das war nicht nur ein Ort, wo sich die Fußballbegeisterten aus der ganzen Welt trafen, sondern spiegelte auch ein neues Lebensgefühl«, begründete Vorsitzender Rudolf Hoberg am Freitag die Wahl der Gesellschaft für deutsche Sprache. Die »Klinsmänner« spielten sich nicht nur ins Halbfinale, sondern auch auf Platz neun der Wörterliste. »Schwarz-rot-geil!« urteilten die Sprachwissenschaftler und setzten den Ausdruck auf Platz zehn.
Doch nicht nur positive Phänomene finden sich unter den Wörtern des Jahres, die laut Hoberg »entscheidende Ereignisse, Stimmungen und Denkrichtungen wiedergeben«, die für das Jahr repräsentativ sind. So kann die »Generation Praktikum« (Rang 2) nach einem »Bezahlstudium« (Rang 6) leicht in das »Prekariat« (Rang 5) abrutschen. Dieses 2006 neu erstandene Wort verweist auf die ungesicherten Lebensverhältnisse der Unterschicht, die man als solche nicht mehr bezeichnen darf - sofern man nicht wie SPD-Chef Kurt Beck Debatte auslösen möchte.
Das »Wort des Jahres« sei nur ein Spiel, wenn auch ein ernstes, sagte Hoberg. »Schließlich spiegelt die Sprache unsere Welt wider.« Viele Umstände könnten mit verschiedenen Wörtern bezeichnet werden, die beeinflussten, wie das Umfeld wahrgenommen werde.
Auch das Interesse in den Medien an der Aktion sei extrem groß. Deshalb schaffte es auch der »Rechtschreibfrieden« (Rang 4) in die Top Ten dieses Jahres. Politisch sei in Deutschland zwar viel passiert, »aber es gab kaum ein prägendes neues Wort«. Der »Karikaturenstreit« (Rang 3), der weltweit Empörung unter den Muslimen auslöste, dominierte dagegen wochenlang die Titelseiten der Zeitungen. Derzeit führen die »Poloniumspuren« (Rang 8) von London über Hamburg nach Moskau. Als sich im Sommer nach langen Jahren erneut ein Braunbär nach Deutschland wagte, wurde »Bruno« kurzerhand zum »Problembären« (Rang 7) erklärt und abgeschossen.

Artikel vom 16.12.2006