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TUI geht jetzt auf Kreuzfahrt

Reisekonzern will 3600 Stellen streichen - neue Touristik-Angebote

Hamburg (dpa). Der Reise- und Schifffahrtskonzern TUI will bis 2008 etwa 250 Millionen Euro in der Touristik einsparen. Um die Tahlfahrt zu stoppen, will TUI zudem 3600 Stellen abbauen, davon 400 in Deutschland. Zugleich plant TUI den Einstieg in den Markt für Kreuzfahrten.
Schöne neue Reisewelt: TUI-Chef Michael Frenzel.

Aufbruch hieß die Botschaft von TUI-Chef Michael Frenzel. »2006 war kein gutes Jahr«, räumte er ein. Aber 2007 soll alles besser werden - mit neuen Flugzeugen, Hotelbetten und Kreuzfahrtschiffen will der TUI-Boss die Trendwende schaffen und wieder profitabel wachsen. Doch schneller Erfolg, den Frenzel angesichts der scharfen Angriffe gegen ihn eigentlich brauchte, ist mit dem neuen Programm nicht absehbar. Und so waren es eher Durchhalteparolen, die er am Freitag im feinen Hapag Lloyd-Gebäude in Hamburg ausgab.
»Wir sind auf dem Pfad in eine neue Welt, ohne die alte Welt der Pauschalreise zu vernachlässigen«, sagte Frenzel. Ein Kernstück der im Aufsichtsrat beschlossenen Wachstumsstrategie ist daher nach der Zusammenlegung der beiden deutschen Flugtöchter HlX und Hapagfly zur Marke TUIfly.com die Gründung eines europaweiten Flug-Internetportals. Darin sollen von 2008 an sowohl die zwei deutschen als auch die anderen fünf europäischen Flugtöchter miteinander vernetzt werden. »Ziel unserer Internetstrategie ist es, zum führenden europäischen webbasierten Reiseunternehmen zu werden«, sagte Frenzel. Immer mehr Kunden stellten sich ihre Reise selbst im Internet zusammen. Mit der Pauschalreise seien Wachstumsraten nicht mehr zu erzielen. Dennoch will Frenzel an dem klassischen Produkt festhalten.
Die TUI erzielt bisher erst 18 Prozent ihres Umsatzes im Internet. In den nächsten drei Jahren soll dieser Anteil auf 25 Prozent erhöht werden. Dazu beitragen soll auch die Seite TUIfly.com mit »preisaggressiven« Angeboten und Bausteinprogrammen, die auch TUI-eigene Hotels anbieten. Die neue »gelbe Reisewelt« berge erhebliches Potenzial zur Vermarktung von Hotels, Mietwagen oder kombinierten Angeboten. Kritiker hatten Frenzel vorgeworfen, die neuen Möglichkeiten im Netz zu lange vernachlässigt zu haben. An der Sparte Schifffahrt will Frenzel trotz der zuletzt immer drängenderen Forderungen von Finanzinvestoren nach einer Abspaltung der Schifffahrtstochter Hapag Lloyd festhalten.
Neben dem Ausbau des Hotelsektors mit 26 neuen Hotels und 20000 weiteren Betten bis 2008 kündigte Frenzel auch ein Projekt an, mit dem er schon seit langem liebäugelt: Den Einstieg ins hoch lukrative Massengeschäft mit Kreuzfahrten, nach Art der AIDA. Der Sektor wächst seit Jahren und erzielt in Deutschland besonders hohe Wachstumsraten von zehn Prozent im Jahr. Begünstigt wird das durch die Bevölkerungsentwicklung. Die Gruppe der »Best Ager« stellt den größten Teil der Kreuzfahrer und wächst ständig.
TUI will mit dem Weltmarktführer - der US-Reederei Carnival - und deren deutscher Tochter AIDA eine Partnerschaft eingehen. TUI werde ein eigenes Schiff mit 3000 Plätzen bauen, das von 2010 an über die Meere kreuzen soll.

Artikel vom 16.12.2006