16.12.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Gaza

Lustvoll in den Bürgerkrieg


Die Parolen sind so gefährlich wie scharfe Waffen: »Mahmud Abbas hat einen Krieg begonnen«, rief am Freitag in Gaza-Stadt einer, der selbst den Kampf nach dem Freitagsgebet vor 100 000 aufgepeitschten Menschen herbeisehnte. Hamas-Anführer Chalil al-Hajja sprach für seinen am Vorabend beinahe ermordeten Regierungschef Ismail Hanija. Dessen Aufrufe zur Einheit aller Palästinenser sind nichts als weiße Salbe, wenn es in der gleichen Ansprache heißt: »Zuerst gegen Gott und dann gegen die Hamas.«
Jetzt wird schon der Bruderkampf zum heiligen Krieg erklärt. Selbst Israels größte Kritiker müssen einsehen, dass mit Palästinensern, die sich lustvoll in einen Bürgerkrieg stürzen, kein Staat zu machen ist.
Kenner der Szene sind in größter Sorge. Seit zehn Jahren sei die Lage nicht mehr so aufgeladen gewesen, heißt es. Die damalige Schlussphase der Intifada mündete in eine Gewaltorgie der Israel-Gegner untereinander. Reihenweise wurden seinerzeit eigene Leute der Kollaboration mit Israel bezichtigt und unter diesem Vorwand zu Dutzenden liquidiert.
Die Staatengemeinschaft täte gut daran, sich einmal genauer mit der ganz nebenbei bekanntgewordenen Millionen-Sammlung der Hamas zu beschäftigen. Ölgelder aus Schurkenstaaten wie Sudan, aber auch Libyen (angeblich geläutert) und Saudi-Arabien heben die Wirkung dessen auf, was mit Millionen-Transfers etwa der EU erreicht werden soll.Reinhard Brockmann

Artikel vom 16.12.2006