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Ein Mann wird ermordet, ein erfolgreicher junger Grafiker, der einen guten Einstieg in die neue Firma geschafft hat. Wie konnte das geschehen? Wer wollte ihm Böses? Alle berichten nur das Beste von ihm. Kommissar Bühler führt viele Gespräche, hakt beharrlich nach, bis er schließlich eine vage Spur entdeckt. . .
Krimispannung ja, sagt Jutta Glockauer, »aber überhaupt nicht blutig«. Das Psychologische stehe für sie im Vordergrund.
Geschrieben hat sie »Das Geheimnis des dritten Zimmers« schon vor fünf Jahren. »Das Manuskript ist mir beim Schrankaufräumen in die Finger gefallen,« sagt Jutta Glockauer. Dann habe sie sich ein Herz gefasst und es dem Berliner Frieling-Verlag zugeschickt, ein Verlag, über den das Nachrichtenmagazin »Der Spielgel« schrieb: »Kein anderer hat schon so viele Autoren glücklich gemacht«.
Jutta Glockauer ist eine Autorin, die sagt, sie brauche nur einen Charakter, dann entwickele sich die Geschichte »praktisch wie von selbst«. Sie habe immer gern geschrieben und habe während ihrer Berufstätigkeit so manchen Brief für ihre Chefs »gedichtet«: »An Fantasie mangelt es mir nicht.« Schon in den 1980er Jahren habe sie Geschichten erfunden und zu Papier gebracht, »einfach, weil ich Freude daran hatte«.
Sie freut sich selbst über Lob und wünscht sich natürlich auch den einen oder anderen Käufer für ihre Bändchen (fünf Euro im Buchhandel). Jutta Glockauer: »Ich habe natürlich schon jede Menge davon verschenkt.«
Im Fernsehen schaue sie sich kaum je einen Krimi an, da ähnele einer dem anderen, findet sie.
Inzwischen hat sie weitere fünf Kurzgeschichten an den Verlag geschickt. Die sollen in einem Sammelband erscheinen. In einem Teil ihrer Erzählungen verarbeitet sie auch Stücke der eigenen Biografie oder der ihres Mannes - beide kannten sich schon als Fünfzehnjährige, haben sich später dann, im Westen, wieder getroffen. Vor allem die Erlebnisse der eigenen Flucht über die Zonengrenze fließt mit ein: »Wir haben zwei Tage gebraucht und wurden schließlich von einem Laster aus Bielefeld mitgenommen.« Jutta Glockauers Vater lebte damals, 1950, bereits in der Schillerstraße, war später im städtischen Personalamt tätig. Als Flüchtling, so Jutta Glockauer, habe sie sich nie betrachtet: »Wir sind einfach umgezogen.«
Später, nach der Wiedervereinigung, habe sie ihre Heimat wiedergesehen, mit ihrem Mann 17 Mal dort Urlaub gemacht. Jetzt nicht mehr. »Wir sind nicht mehr so fit wie früher,« lacht sie.
Sie wohnt in der Senne und betont, dass sie die Landschaft schon immer geliebt habe: »Früher sind wir mit öffentlichen Verkehrsmitten aus Bielefeld hergefahren - zum Wandern und Spazierengehen.« In der Senne habe sie sich »vom ersten Tag an wohl gefühlt«. Versucht habe sie sich sogar schon an einem Bildband - mit eigenen Texten über Bielefelder Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten und eigenen Fotos. Jutta Glockauer: »Nur so, für mich.«
Wenn sie tippt, dann auf einer Computer-Schreibmaschine mit Diskette. Sie habe zwar noch während ihrer Berufstätigkeit die Arbeit am Computer kennengelernt, aber: »Hier in unserer Wohnung will ich so ein Ding nicht haben.« Wichtig ist ihr zu schreiben, was sie möchte, über Themen, die ihr liegen: »Aber natürlich verschließe ich mich nicht, wenn der Verlag Verbesserungsvorschläge hat.« Wie beim Titel. Ihr eigener hieß »Das dritte Zimmer«, aber, so Jutta Glockauer: »Den gab es schon.«

Artikel vom 16.12.2006