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Pflanzenproteine statt
Tiermehl verfüttern

Uni-Biologen wollen Futterpflanzen optimieren


Bielefeld (sas). Rinderwahnsinn und Vogelgrippe haben gezeigt, wie problematisch es ist, tierische Proteine als Futtermittel einzusetzen. Leguminosen - Schmetterlingsblütler wie Erbsen, Ackerbohnen oder Lupinen - wären eine Alternative. Wenn sie resistenter wären. Und wenn sie von so strammem Wuchs wären, dass sie maschinell zu ernten sind. Wissenschaftler der Universität Bielefeld wollen dazu beitragen.
Prof. Dr. Alfred Pühler und Dr. Helge Küster leiten die Arbeitsgruppe, deren Ziel es ist, Züchtern zu robusteren Futterpflanzen zu verhelfen. Insgesamt sind 52 Partner in 18 Ländern an dem auf vier Jahre angelegten EU-Projekt beteiligt.
»Tierische Proteine zu verfüttern kann problematisch sein. Die pflanzlichen Proteine, die wir benötigen, kommen aus den USA: Tonnenweise Sojamehl, das häufig gentechnisch verändert ist«, erklärt Küster. Ziel der EU war daher, die wissenschaftlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Züchtung von Leguminosen beschleunigt werden kann. »Sie ist jahrzehntelang vernachlässigt worden, während wir beim Getreide die Züchtung optimiert haben.«
Dabei haben Leguminosen viele Vorteile: Sie sind sehr proteinreich, und sie fixieren an ihren Wurzeln Stickstoff, so dass auf Nitratdünger verzichtet werden kann. Und weil sie sich zur Fruchtfolge eignen und so Jahre des Getreideanbaus auf einem Acker unterbrechen, tragen sie indirekt dazu bei, dass Unkräuter und Krankheitserreger schlechter gedeihen und weniger Pestizide eingesetzt werden müssen.
Der Nachteil der Leguminosen: Ihr Ertrag variiert, weil sie für Pilzkrankheiten wie die Wurzelfäule empfänglich sind. »Und besonders die erbsenähnlichen Pflanzen brechen leicht unter ihrem Gewicht zusammen.« An einer Modellpflanze, der Luzerne Medicago truncatulla, spüren die Bielefelder Genomforscher nun den Genen nach, die für die Pflanzenarchitektur, für Krankheits- und Stressresistenz verantwortlich sind.
Diese Gene suchen sie dann auch bei den Leguminosen und markieren sie (ohne sie gentechnisch zu verändern) derart, dass Züchterlabore sie leicht nachweisen können. Landwirte, die Futterpflanzen anbauen, werden dann ohne langes Kreuzen und Probieren wissen, welche ihrer Pflanzen den Anbau lohnen - zum Wohle der Schweine und Rinder.

Artikel vom 15.12.2006