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ProSiebenSat.1 ist verkauft

TV-Konzern erhält Wunschpartner

München (dpa). Pünktliche Bescherung für das Management und die Mitarbeiter von ProSiebenSat.1: Zur betriebsinternen Weihnachtsfeier gestern hat Deutschlands größter TV-Konzern seinen Wunschpartner als neuen Eigentümer bekommen.

Die Finanzinvestoren KKR und Permira kaufen für etwa drei Milliarden Euro die Mehrheit an der Senderkette. »Das ist unser Traumpartner«, sagte ein ProSiebenSat.1-Funktionär. »Das sind Leute, die richtig Fernsehen machen.« Nach Angaben von Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) wird ProSiebenSat.1 nun mit der Senderkette SBS, die bereits KKR und Permira gehört, zum zweitgrößten europäischen TV-Konzern nach der RTL-Gruppe zusammengeschlossen. Bei SBS sind mehrere Manager aktiv, die ProSiebenSat.1 aus früheren Zeit in Unterföhring bei München gut kennen.
Der Verhandlungsmarathon in London hatte sich bis in die frühen Morgenstunden gezogen, ehe sich der US-Milliardär Haim Saban und die Käufer einigten. Gute Stimmung herrschte auch bei den Mitarbeitern in Unterföhring bei ProSiebenSat.1. Sie freuten sich zumeist, dass nicht das Konsortium aus Apax und Goldman Sachs den Zuschlag bekommen hatte. »Apax und Goldman Sachs hätten wohl nur auf die Bilanzen und Zahlen geschaut«, hieß es in Arbeitnehmerkreisen. Denn Apax und Goldman Sachs wären angesichts des stolzen Kaufpreises stärker darauf angewiesen gewesen, durch einen weiteren Sparkurs das Ergebnis bei ProSiebenSat.1 zu verbessern, um nach ein paar Jahren wieder mit Gewinn aussteigen zu können. Dagegen wollen Permira und KKR laut Branchenkreisen nicht auf einen harten Sparkurs setzen und auch mit dem amtierenden Management weiter machen.
Den Wert ihres Investments steigern wollen KKR und Permira vielmehr durch eine Allianz von ProSiebenSat.1 mit ihrer Luxemburger Fernseh-Holding SBS. »ProSiebenSat.1 und SBS passen natürlich schon sehr gut zusammen«, meint ein Branchenkenner. ProSiebenSat.1 besetzt in Deutschland, einem der wichtigsten Medienmärkte der Welt, etwa die Hälfte des Fernsehwerbemarkts. SBS wiederum ist mit seinen 19 kommerziellen TV-Stationen und 20 Pay-TV-Sendern unter anderem in Skandinavien und Osteuropa stark vertreten.
ProSiebenSat.1 hat in den vergangenen Jahren viel mitgemacht. Nach der Kirch-Pleite platzte der Verkauf an den Bauer-Verlag, dann stieg der US-Milliardär Saban ein. Der scheiterte mit dem geplanten Weiterverkauf an den Springer Verlag, ehe sich nun Permira und KKR die Mehrheit sicherten. Dabei setzten sie sich auch gegen die türkische Dogan-Gruppe durch. Nun hofft das Unternehmen auf eine langfristige Perspektive. »Es könnte rund um ProSiebenSat.1 ein europäischer Medienkonzern entstehen, der sich weiter entwickeln kann«, heißt es im Umfeld des Unternehmens. S. 4: Kommentar

Artikel vom 15.12.2006