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Nobilia für 2007 optimistisch

Küchenhersteller sieht in höherer Mehrwertsteuer keine Wachstumsbremse

Von Edgar Fels
Verl (WB). »Es war ein großer Kraftakt, jetzt sind wir zu 95 Prozent zufrieden.« Mit diesem Satz hat Günter Scheipermeier, Geschäftsführer des Verler Küchenherstellers Nobilia, gestern bei einem Besuch von NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) die Inbetriebnahme des neuen Werkes in Kaunitz im Sommer umrissen.

45 Millionen Euro hat der ostwestfälische Konzern in die neue Fabrik investiert. Inzwischen werden dort täglich 280 Küchen produziert und es herrscht Vollauslastung. Technisch ist eine Erhöhung des Ausstoßes auf 1700 Küchen möglich, soviel werden derzeit in Verl-Sürenheide hergestellt.
2006 war bei Nobilia auch das Jahr der Neueinstellungen. 260 Mitarbeiter kamen in den vergangenen zwölf Monaten dazu - auf nunmehr etwa 1800. Rechnet man 24 Monate zurück, sind sogar 400 neue Arbeitsplätze entstanden.
Das laufende Geschäftsjahr wird Nobilia erneut einem satten Umsatzwachstum von 15 Prozent beschließen. Im Inland stiegen die Erlöse um zwölf Prozent, im Ausland um etwa 30 Prozent. Die Ertragslage nannte Scheipermeier in typisch ostwestfälischer Manier zufriedenstellend. »Derzeit spüren wir Wind im Rücken.« 2005 erwirtschaftete Nobilia 530 Millionen Euro, 2004 waren es 482 Millionen Euro.
Vertriebsleiter Dr. Oliver Streit kündigte auch für 2007 weiteres Wachstum an. Die Investitionssumme bezifferte er mit »um die 20 Millionen Euro.« Die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent zum 1. Januar 2007 werde vermutlich im Februar zu einem kleinen Dämpfer führen. »Das Wachstum ist dadurch aber nicht ernsthaft gefährdet«, sagte der Vertriebschef und erläuterte auch warum: »Möbel werden zum Teil mit Rabatten von 50 Prozent beworben. Was machen da noch drei Prozent aus?«
Die Zuversicht der Nobilia-Führungsspitze gründet sich auch auf eine Statistik der Gesellschaft für Konsumforschung. Danach war die Neigung der Bürger, langlebige Produkte zu kaufen - dazu gehören eben auch Küchen - nie so hoch wie im Herbst dieses Jahres.
Nobilia beliefert weltweit 4000 Händler. Die Exportquote beträgt 28 Prozent, liegt damit aber unter dem Branchenschnitt von 35 Prozent. Die deutschen Küchenhersteller werden den Export noch weiter vorantreiben, wie der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Deutschen Küchenmöbelindustrie, Lucas Heumann, gestern sagte. Bis Ende des Jahrzehntes solle die Exportquote auf 50 Prozent gestiegen sein. Heumann erinnerte daran, dass die Küchenmöbelindustrie in den Jahren von 1997 bis 2006 insgesamt 20 Prozent an Wachstum verloren habe. Die Trendwende kam erst in diesem Jahr mit Plus sieben Prozent.
Nobilia bewegt sich über dem Branchenschnitt und hat auch seinen Marktanteil in Deutschland leicht ausbauen können. Was die Menge an verkauften Küchen angeht, liegen die Verler bei 22,4 (Vorjahr 20,3) Prozent, bezüglich der Erlöse sind es 20,5 (18,5) Prozent. »Wir befinden uns in einem Verdrängungswettbewerb«, sagte Streit.
In der Globalisierung sieht Nobilia nicht nur eine Bedrohung, sondern auch Chancen. »Man muss sie nur wahrnehmen«, sagte Top-Manager Scheipermeier. Als Beispiel nannte er die 6000 nach China verkauften Küchen in diesem Jahr. Gemessen an den derzeit knapp 2000 täglich hergestellten Nobilia-Küchen eine eher kleine Menge. Wichtiger als China sind für Nobilia Frankreich, Österreich und Belgien.

Artikel vom 15.12.2006