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Trotz der Liebe zum 1. FC Köln
baut Daniel Scherning auf Blau

Arminias Amateur-Torjäger aus Paderborn ist in Bielefeld angekommen

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Erst 23 Jahre jung, aber als unbestrittener Führungsspieler im Oberligateam des DSC Arminia längst anerkannt: Daniel Scherning gilt im Konzept von Trainer Dr. Jörg Weber als »feste Größe«. Seine Routine setzt er um und führt mit derzeit zwölf Treffern die westfälische Torjägerliste an. Der 1,89 m große und 83 Kilo schwere Angreifer hat maßgeblichen Anteil am Aufschwung der »kleinen Blauen«.

»Jedes Tor ist ein Bewerbungsschreiben«, hofft der sympathische Fußballer eines Tages auf den Sprung in den Profibereich. Ob es in Bielefeld klappt, weiß er nicht genau. Sein Einjahresvertrag bei den Amateuren läuft am Saisonende aus. Verhandlungen wurden für die Winterpause avisiert. »Mir gefällt es gut in diesem Verein. Ich fühle mich wohl und würde gerne bleiben, wenn die Perspektiven stimmen«, sagt der zielgerichtete junge Mann, der an der Paderborner Universität im fünften Semester Betriebswirtschaft studiert.
Fußball ist sein Leben. »Von der Bundesliga habe ich schon als kleiner Junge geträumt«, räumt er trotz des Studiums dem Umgang mit dem runden Leder erste Prioritäten ein. »Schnuppern« durfte Scherning schon mal. Vor dem Freundschaftsspiel gegen Enschede hatte Thomas von Heesen zahlreiche verletzte Spieler zu beklagen. »Deshalb wurde ich mit den Teamgefährten Fischer, Tesche und Röber zum Mannschaftstraining eingeladen«, erinnert er sich gern an die Übungsstunde mit den prominenten Kollegen. »Das war eine große Herausforderung und hat viel Spaß gemacht.«
Das kleine Fußball-Einmaleins erlernte Scherning in der F- bis D-Jugend in seinem Paderborner Heimatverein SV Heide. Als C-Junior wechselte er 1996 zum SC Paderborn, durchlief hier alle weiteren Stationen und gehörte in der Saison 2004/2005 zum Regionalligakader, der den Aufstieg in die zweite Bundesliga schaffte. Weil Daniel damals einige Knieprobleme hatte, sammelte er nach überstandener Verletzung in der 2. Mannschaft Spielpraxis und schoss in der Verbandsliga immerhin 24 Tore.
Für den süddeutschen Regionalligisten SV Pfullendorf war diese Quote Grund genug, den mittlerweile zum linken Mittelfeldspieler zum echten Stürmer umfunktionierten Goalgetter zu verpflichten. Seinen Zweijahresvertrag erfüllte Scherning nach 20 Einsätzen und einem Tor nicht. Zunächst setzte ihn eine Knieoperation (Meniskus) vier Wochen außer Gefecht. Dann kam der Anruf von Jörg Weber, der ihn zuvor schon zum FC Gütersloh holen wollte: »Willst du nach Bielefeld kommen?« Scherning löste seinen Vertrag auf und der SC Pfullendorf legte ihm auch keine Steine in den Weg.
Die Rückkehr nach Ostwestfalen hat der Junggeselle bisher nicht bereut. Ein junges, spielstarkes Team zu führen, war ganz nach seinem Geschmack. »Arminia ist ein gut geführter Verein, in dem alles sehr viel professioneller abläuft als anderswo«, schwärmt er geradezu von seinem neuen Arbeitgeber. Und von der Disziplin, die die Trainer Jörg Weber und Armin Perrey verlangen, ist der Angreifer begeistert. »Wenn man etwas erreichen will, muss das Betriebsklima stimmen.«
Mit seiner Erfahrung trägt Daniel Scherning trotz seiner 23 Lenze dazu bei, dass die Hierarchie eingehalten und akzeptiert wird. »Wir regeln viele Dinge innerhalb der Mannschaft selbst. Alle ziehen gut mit, weil sie selbst Profi-Ambitionen hegen«, sagt er.
Die Stärken des DSC-Goalgetters liegen zweifellos im Strafraumspiel. »Ich brauche nicht viele Chancen«, verweist er auf sein Dutzend Treffer. Allerdings räumt er auch ein: »Mein Kopfballspiel ist verbesserungswürdig. Schließlich habe ich erst zwei Tore mit dem Kopf erzielt.« Außerdem ist der Ex-Paderborner ehrlich genug um zuzugeben: »Wenn ich unsere ganz jungen Spieler sehe, muss ich wohl noch an meiner Schnelligkeit arbeiten.«
Zum Abschluss der Hinrunde reist Arminia II Sonntag zum OWL-Rivalen SC Delbrück. Für Scherning ist das ein ganz besonders Spiel. In den Reihen des SC stehen acht Spieler, die er aus der Paderborner Jugend kennt. Zudem pflegt er mit Trainer Roger Schmidt ein freundschaftliches Verhältnis. »Wir haben gemeinsam in der Saison 2002/2003 für den SC Paderborn gespielt. Roger kam vom SC Verl und ich habe stets zu ihm aufgeschaut.« Schmidt habe ihm zudem damals auch geraten den Verein zu verlassen, wenn er sich weiterentwickeln wolle. »Heute bin ich ihm für den Tipp dankbar«, gibt Scherning ohne Umschweife zu.
Arminias Torjäger ist in Bielefeld heimisch geworden, wenngleich er durch seinen Bruder Jan die fußballerische Liebe vom FC Bayern auf den 1. FC Köln verlagerte. Bei den »kleinen Geißböcken« (Köln II) absolvierte Daniel vor zwei Jahren ein Probetraining. Jetzt baut er auf blau und nicht nur in finanziellen Dingen.

Artikel vom 16.12.2006