15.12.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Notruf 110: Bei
der Polizei bleibt
die Leitung tot

Massive Probleme mit der Technik

Von Jens Heinze
Bielefeld (WB). Kein Anschluss unter dieser Nummer: Beim Polizei-Notruf 110 bleibt die Leitung tot. Grund sind massive Probleme mit der erst vor 15 Monaten für 360 000 Euro modernisierten Leitstellentechnik im Polizeipräsidium an der Kurt-Schumacher-Straße.

Die Leitstelle unter dem Dach des Präsidiums ist das Herz der Bielefelder Ordnungshüter. Von dort aus werden täglich bis zu 150 Einsätze für die Streifenwagenbesatzungen im ganzen Stadtgebiet koordiniert. Wer einen Unfall zu melden hat, wer Opfer eines Einbruchs wurde oder wer sonst wie Hilfe von der Polizei benötigt, der wählt Notruf 110 und in der Leitstelle klingelt das Telefon.
Dass es bei den Ordnungshütern klingelt, dafür gibt es seit 15 Monaten aber keine Garantie mehr. Und selbst wenn es klingelt, kann es durchaus passieren, dass sich Anrufer und Polizist nicht verstehen: entweder ist die Antwort der Leitstelle am Telefon nicht zu hören oder die Worte des Hilfesuchenden dringen erst gar nicht bis zur Polizei vor. Kommt es doch zum Gespräch, dann kann das wie eine Fernverbindung zum Mars klingen. Der Anrufer hört seine eigenen Worte als Wiederhall in der Leitung, dann passiert für kurze Zeit zunächst gar nichts, bevor ein Polizist mit verzerrter Stimme antwortet.
Erst vor wenigen Tagen hatte das Radio am frühen Abend wieder einmal einen Notruf-Ausfall bei der Bielefelder Polizei gemeldet und darum gebeten, in eiligen Fällen bei der Feuerwehr anzurufen. Deren Leitstellen-Mitarbeiter geben dann die Einsätze vom Stadtholz über Standleitung quer durch die Innenstadt zu den Ordnungshütern an der Kurt-Schumacher-Straße weiter.
Im Sommer vergangenen Jahres war in der Leitstelle neue Technik für 360 000 Euro installiert worden - und mit den Gerätschaften eines namhaften deutschen Weltkonzerns reißen die Probleme seitdem nicht ab. »Die Techniker der Firma machen und tun seit Monaten, nur kommt dabei nichts rum. Jeden Tag gibt es eine neue Klage, dass irgendwo etwas ausgefallen ist«, sagte ein genervter Polizist.
Dabei hatten sich bei der offiziellen Einweihung der modernisierten Leitstelle am 23. November 2005 die Offiziellen um NRW-Innenminister Ingo Wolf mit Lob nur so überschlagen. Die »Megabehörde« Bielefeld, zuständig für Schwerkriminalität in Ostwestfalen-Lippe, habe nun das Modernste im ganzen Regierungsbezirk. Da war wohl eher der Wunsch der Vater des Gedankens. Dass es mit dieser Technik Probleme gab, das war sowohl von der Rettungsleitstelle in Lemgo als auch von der Paderborner Polizei bekannt.

Artikel vom 15.12.2006