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In Arztpraxen sind Nachfolger
kaum zu finden

Senner Allgemeinmediziner hört auf

Von Stefanie Westing
Senne (WB). Patienten in Senne sind beunruhigt. Seitdem ein praktischer Arzt in der vergangenen Woche seine Praxis geschlossen hat, sehen sie die medizinische Grundversorgung in Gefahr. Betroffen sind vor allem ältere, nicht mehr so mobile Menschen.

Aus gesundheitlichen Gründen musste Dr. Peter O., der die Praxis am Kürschnerweg vor etwa zweieinhalb Jahren übernommen hatte, nun aufhören. Ein Nachfolger war nicht zu finden. »Das wird in Zukunft immer häufiger vorkommen«, weiß Dr. Klaus Reinhardt aus Quelle, Sprecher des Ärztebundes MEDI OWL. Nicht nur die Gesundheitsreform sei Schuld. »Wir sind an einem Punkt, an dem eine Reihe von älteren Kollegen Probleme haben, einen Nachfolger zu finden.« Er wisse von mehreren Ärzten, denen dieses Problem Kopfzerbrechen bereite. »Dabei laufen die Praxen gut. Aber viele Ärzte arbeiten zwölf Stunden am Tag und bekommen dafür verhältnismäßig wenig Geld. Das wollen sich die meisten junge Kollegen nicht antun.« Er wisse auch von Ärzten, die keine Patienten mehr aufnehmen. Im Notfall dürfe allerdings niemand abgewiesen werden.
Wohnortnahe Patientenversorgung werde demnächst zu einem immer größeren Problem, meint Reinhardt - schwierig gerade für ältere Menschen, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind. Der Arzt aus Quelle selbst hat mit einem Kollegen zusätzlich die frühere Praxis von Dr. Pauss an der Gütersloher Straße übernommen. Reinhardt: »Sonst wären die Menschen im Brock nicht mehr wohnortnah medizinisch versorgt.«
Apropos Versorgung: Dr. Claudia Kramer, Bezirksstellenleiterin der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe in Bielefeld, geht davon aus, dass die medizinische Versorgung in Senne auch mit einer Praxis weniger noch gegeben ist. Bei ihr hat sich Dr. Peter O. ordnungsgemäß abgemeldet und mitgeteilt, dass kein Nachfolger zu finden gewesen sei - allerdings hat sie auch von Betroffenen gehört, die von der Aufgabe der Praxis nichts wussten. »Ich habe die Patienten persönlich informiert und Aushänge in der Praxis gemacht«, erklärte der Mediziner auf WESTFALEN-BLATT-Anfrage. »Alle Unterlagen wurden an die Patienten übergeben, entweder persönlich oder auf postalischem Weg.« Sollten Patienten Unterlagen vermissen, müssten sie sich schriftlich an die Kassenärztliche Vereinigung wenden, sagt Bezirksstellenleiterin Dr. Claudia Kramer. »Aufgrund von Gerüchten kann ich nicht aktiv werden. Wenn aber schriftliche Patientenerklärungen vorliegen, können wir etwas tun.«
Nach dem Aus der Praxis am Kürschnerweg gibt es in Senne noch Allgemeinmediziner an der Windelsbleicher Straße, der Konstanzer Straße und der Karl-Oldewurtel-Straße. Aus allen drei Praxen hieß es gestern, dass Patienten von Dr. Peter O., die nun keinen Hausarzt mehr haben, in der Regel noch angenommen werden. Einen Aufnahmestopp gibt es nicht, zumindest nicht für Hilfe Suchende aus der näheren Umgebung.

Artikel vom 15.12.2006