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65 teure Heimplätze
werden abgebaut

Bethel und Landschaftsverband schließen Vertrag

Von Elke Wemhöner
Bethel (WB). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und die von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel haben gestern den Abbau von 65 stationären Plätzen für Menschen mit Behinderung vereinbart. Die errechneten Einsparungen in Höhe von 1,2 Millionen Euro auf Seiten des LWL sollen nicht dem Rücken der Betroffenen ausgetragen werden.

Keiner der in Bethel stationär untergebrachten Menschen mit Behinderung (ungefähr 1300) wird gezwungen, sein gewohntes Umfeld zu verlassen. Man werde genau überlegen - gemeinsam mit dem Behinderten und seinen Angehörigen - welche Möglichkeiten es für den jeweiligen Fall gebe, betonte Vorstandsvorsitzender Pastor Friedrich Schophaus. Und Dr. Wolfgang Kirsch, Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, bekräftigte: »Wir sind angewiesen auf die Kenntnisse Ihrer Mitarbeiter.« Zudem brachte er ausdrücklich seinen Respekt vor der in Bethel geleisteten Arbeit zum Ausdruck.
Gleichwohl versucht der Landschaftsverband, Kosten zu sparen. 2,2 Milliarden Euro fließen jährlich in die Betreuung von stationär untergebrachten Behinderten. Als Rechengröße nannte Dr. Kirsch einen Betrag von 100 Euro pro Tag für einen Heimplatz. Bei ambulant betreuten Wohnformen geht er von 30 bis 50 Euro pro Tag aus. Angesichts der Tatsache, dass Menschen mit Behinderung dank guter medizinischer Versorgung und individueller Betreuung immer älter werden und darüber hinaus immer wieder Menschen durch Krankheit oder Unfall von Behinderungen betroffen sind, will der Landschaftsverband gegensteuern. Die Unterbringung ist der eine Bereich, der andere ist die Beschäftigung in Behindertenwerkstätten. Nach Ansicht von Dr. Kirsch müsse das Ziel sein, mehr Menschen mit Behinderung in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren.
Die von Bodelschwinghschen Anstalten haben nun den Rahmen mit konkreten Inhalten gefüllt, den die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege und die Landschaftsverbände NRW bereits im Mai gesteckt hatten. Der ausgehandelte Vertrag, der auch einen Strukturausgleich von 170 000 Euro für Bethel mit sich bringt, ist bundesweit einzigartig und könnte nach Ansicht der LWL-Vertreter als Modell dienen.

Artikel vom 14.12.2006