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Ex-Siemens-Vorstand bleibt vorerst in Haft

Ermittler sehen Fluchtgefahr - Druck wächst

München (dpa). Der frühere Siemens-Vorstand Thomas Ganswindt bleibt nach seiner Festnahme in der Schmiergeldaffäre vorerst hinter Schloss und Riegel.
Verhaftet: Ex-Siemens-Vorstand Thomas Ganswindt. Foto: dpa

Die Ermittler gehen von Fluchtgefahr aus. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft wollte sich gestern in München nicht zu den Hintergründen der Festnahme äußern. Offenbar hatte ein ehemaliger Vorstandskollege in Vernehmungen gesagt, Ganswindt habe schon seit 2004 von dem Schmiergeldsystem gewusst. Ganswindt war Dienstag verhaftet worden. Damit hat die Schmiergeldaffäre bei Siemens erstmals die Ebene der Konzernspitze erreicht. Der Siemens-Konzern wollte sich gestern nicht dazu äußern.
Ganswindt gehörte lange Zeit zu den bekanntesten Siemens-Managern. Er wurde auch als Nachfolger des ehemaligen Siemens-Chefs Heinrich von Pierer gehandelt, dann hatte aber Klaus Kleinfeld das Rennen gemacht. Im September verließ Ganswindt Siemens und wechselte an die Spitze des Messtechnikspezialisten Elster Group (früher Ruhrgas Industries) nach Luxemburg. Ein Sprecher des Unternehmens wollte keinen Kommentar zu der Festnahme abgeben. Die Elster Group beschäftigt 9000 Menschen, davon 1800 in Deutschland, unter anderem in Mainz und Osnabrück. Seinen Wohnsitz hat Ganswindt noch in München.
Die neuen Hiobsbotschaften in der Siemens-Affäre kratzen zunehmend am Ansehen von Konzernchef Kleinfeld. Einer Umfrage zufolge sind nur noch 28 Prozent der befragten Aktionäre der Meinung, dass Kleinfeld den Wert des Unternehmens steigern kann. Vor drei Monaten waren es noch 52 Prozent. Grünen-Fraktionschefin Renate Künast forderte die Ablösung von Pierers als Innovationsberater der Bundesregierung.

Artikel vom 14.12.2006