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»Es gibt gute Gründe für die
Renaissance der Privatbanken«

Bankhaus Lampe mit Stephan Schüller an der Spitze übertrifft Erwartungen

Bielefeld (WB). Anleger mögen keine häufigen Betreuer- und Strategiewechsel. Also gehen sie zu Privatbanken, sagt der Chef des Bankhauses Lampe, Prof. Stephan Schüller im Gespräch mit Bernhard Hertlein.

Vor einem Jahr berufen, seit 1. März im Amt: Wie verlief das zu Ende gehende Geschäftsjahr? Schüller: Ausgesprochen positiv. In allen wesentlichen Sektoren liegen wir sowohl über den Vorjahres- als auch über den Planzahlen. Dies gilt selbstverständlich auch für das Ergebnis.

Also eine solide Basis für eine gute Zukunft der Privatbanken in Deutschland? Schüller: Genauso ist es. Privatbanken erleben derzeit eine Renaissance. Das kommt natürlich nicht von ungefähr. Viele Anleger sind mit der Betreuung bei den Großbanken unzufrieden. Sie schätzen es überhaupt nicht, hauptsächlich bankeigene Produkte in ihren Depots zu finden. Ebenso wenig mögen sie die häufigen Betreuer- und Strategiewechsel. Beim Bankhaus Lampe gibt es diesen Zwang, eigene Produkte zu vermarkten, nicht. So lange Privatbanken interessante Nischen besetzen und nicht anfangen, Universalbank zu spielen, sind sie unschlagbar.

Gibt es neue Geschäftsfelder, in die das Bankhaus Lampe trotz alledem noch hineinwachsen soll?Schüller: Es bleibt bei den drei Geschäftsfeldern Private Banking, mittelständische Firmenkunden und institutionelle Anleger. Hier wollen wir in die Tiefe wachsen und im Interesse der Kunden unser Know-how ständig erweitern.

Das schließt aber, wie das Beispiel Conetwork zeigt, Akquisitionen nicht aus, oder?Schüller: Mit dieser kleinen Hamburger Firma haben wir uns eine große Beratungskompetenz bei der ganzheitlichen Betreuung von Unternehmern eingekauft. Zugleich haben wir aber auch unseren Bereich Aktienresearch, erst jüngst wieder bei zwei Ratings hervorragend bewertet, personell verdoppelt. Dieser wird sich verstärkt auf S- und M-Dax-Werte konzentrieren. Grundsätzlich stehen die Zeichen auf Wachstum.

Das heißt, Sie sind 2007 für den Aktienmarkt positiv gestimmt? Schüller: Für den Aktien- und ganz allgemein für den Kapitalmarkt.

Dann lohnt es sich auch wieder, Unternehmen an die Börse zu bringen? Schüller: Wir sind jedenfalls bestens gerüstet. Allerdings steht der Börsengang bei der Beratung unserer mittelständischen Kundschaft nicht an oberster Stelle. Ein Unternehmen, das in Familienbesitz gehalten werden kann, stellt an sich schon einen großen Wert dar. Deshalb geben wir lieber über Mezzanine-Strukturen Geld in eine Unternehmung.

Erwägen Sie weitere Akquisitionen?Schüller: Wir gehen, wie es sich für einen Privatbanker ziemt, in dieser Frage mit offenen Augen, aber mit geschlossenem Mund durch die Welt.

Gibt es Pläne für eine regionale Ausweitung? Schüller: Derzeit nicht. Natürlich hat unsere Bank auf der Deutschland-Karte weiße Flecken, in denen wir nicht regional vertreten sind. Der Raum Stuttgart zählt dazu. Weil das aber auch andere so sehen, ist der dortige Markt heiß gelaufen. Bis auf weiteres wird das Bankhaus Lampe den deutschen Südwesten von der Filiale in München aus betreuen.

Wie sehen Sie den Standort Bielefeld? Schüller: Mit Westfalen sind wir schon aus historischen Gründen und wegen unserer hier ansässigen Gesellschafterfamilie Oetker besonders verbunden. Ich selbst bin häufig und gerne zu Kundengesprächen oder auch internen Sitzungen in dieser Region. Der Stammsitz Bielefeld wird immer seine besondere Bedeutung für uns haben. Auch die Anzahl an Zielkunden ist hier sehr hoch.

Von UBS über Credit Suisse bis zu Berenberg zieht es seit einiger Zeit immer noch mehr Geldinstitute in die Region um Bielefeld. Schüller: Offenbar vermuten sie hier ein großes Potenzial. Wir spüren den Wettbewerb, haben aber keine spürbare Zahl an Kunden an die Konkurrenz verloren.

Was bedeutet die Einbindung des Bankhauses in den Oetker-Konzern? Schüller: Die Oetker-Gruppe wird dezentral geführt. Als persönlich haftende Gesellschafter sind meine Kollegen und ich selbst Unternehmer und wissen, mit welchen Fragen und Problemen Mittelständler täglich konfrontiert werden. Kunden honorieren das.

Artikel vom 14.12.2006