18.12.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die »goldene Ananas«

Handball-Frauen verlieren das kleine EM-Finale

Stockholm (dpa). Die Europameisterschaft endete für die deutschen Handball-Frauen mit Platz vier und bitteren Tränen.
Trotz großen Einsatzes und toller Moral verlor die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) in Stockholm das »kleine Finale« gegen Frankreich mit 25:29 (11:14). Ungeachtet der Niederlage ist der vierte Rang das beste Ergebnis einer deutschen Frauen-Auswahl seit WM-Bronze 1997. »Der vierte Platz ist immer das Schlimmste, was passieren kann. Man spielt ein super Turnier und fährt dann mit zwei Niederlagen nach Hause«, sagte DHB-Präsident Ulrich Strombach.
Vor etwa 3000 Zuschauern in der Halle Hovet war Grit Jurack (7/2) beste Werferin für die deutsche Mannschaft, die am Vortag das Halbfinale mit 29:33 gegen Russland verloren hatte. Der Weltmeister unterlag dann 24:27 im Endspiel gegen Titelverteidiger Norwegen, der im Semifinale Frankreich mit 28:24 bezwungen hatte. »Bronze wäre die absolute Krönung gewesen. Aber es ist in der Summe ein Riesenerfolg. Die Mannschaft kann stolz auf sich sein«, sagte Bundestrainer Armin Emrich. Und Kreisläuferin Anja Althaus (Trier) meinte: »Natürlich ist das ein großer Erfolg. Aber von dem, was wir hätten haben können, ist es die goldene Ananas.«
»Die Zukunft hat mit dem Einzug ins Halbfinale schon begonnen. Die Mannschaft ist von den beiden Top-Teams Russland und Norwegen nicht mehr weit entfernt«, sagte Strombach. Immerhin hat sich die Auswahl durch den Erfolg vorzeitig für die WM vom 2. bis 16. Dezember 2007 in Frankreich sowie die EM vom 2. bis 14. Dezember 2008 in Mazedonien qualifiziert. »Jetzt dürfen wir noch enttäuscht sein. Aber wenn wir auf das Turnier zurückblicken, haben wir super gespielt. Wir haben uns für WM und EM qualifiziert. Das hätte vorher keiner gedacht«, meinte Grit Jurack.
Erst Russland hatte den Siegeszug gestoppt. »Da fehlte es an Erfahrung und routinierter Gelassenheit«, meinte der Bundestrainer. Zum kleinen Finale aber war dies zunächst abgehakt und vergessen. Angeführt von Dänemark-Legionärin Grit Jurack setzte die DHB-Auswahl die Französinnen von Beginn an unter Druck. Doch nach der 10:8-Führung (21.) gelang der deutschen Mannschaft zunächst kein Treffer mehr. Erst Turnier-Torschützenkönigin Nadine Krause (58 Treffer), die als einzige deutsche Spielerin in das All-Star-Team gewählt wurde, beendete mit ihrem 11:11 die Durststrecke. Der Gegner zog aber wieder auf 14:11 davon. Die erhoffte Steigerung im zweiten Durchgang blieb aus.
Deutschland - Frankreich 25:29 (11:14). Deutschland: Woltering (Bayer Leverkusen), Englert (Bayer Leverkusen) - Härdter (Thüringer HC/1), Jurack (Viborg HK/7/2), Wörz (Randers HK/3), Müller (Bayer Leverkusen/1), Reiche (HC Leipzig), Loerper (Bayer Leverkusen), Krause (Bayer Leverkusen/6/1), Neukamp (Bayer Leverkusen/1), Meier (DJK/MJC Trier/1), Baumbach (DJK/MJC Trier/3), Melbeck (Buxtehuder SV/1), Althaus (DJK/MJC Trier/1)

Artikel vom 18.12.2006