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Ein Neuer für Deutschland

Serie soll auch in Bielefeld halten: Schalke ist mit der Nummer 12 unbesiegt

Von Klaus Lükewille
Gelsenkirchen (WB). Neun Spiele. Sieben Siege. Zwei Unentschieden. Fünf Mal zu Null. Nur sechs Gegentore. Eine erstklassige Zwischenbilanz, die Manuel Neuer da in der laufenden Saison aufweisen kann. Wenn er im Tor steht, hat Schalke noch nie verloren. Und das soll auch an diesem Samstag in Bielefeld so bleiben.

1,92 Meter groß, 85 Kilo schwer, erst 20 Jahre jung, aber inzwischen hält er schon wie ein Alter. Auch beim 3:1-Sieg im Derby gegen Dortmund war Neuer der Rückhalt: »Er wird immer sicherer«, freute sich Mirko Slomka. Der Trainer wagte viel, als er ausgerechnet vor dem Schlager gegen die Bayern den Torwart tauschte. Routinier Frank Rost musste auf die Bank, der neue Mann im Kasten hieß Neuer.
»In dieser Partie flatterten mir noch ein paarmal die Nerven«, blickt er selbstkritisch zurück, »aber dann wurde ich von Spiel zu Spiel ruhiger.« Slomka darf sich entspannt zurück lehnen. Sein Person-Plan wurde zum Volltreffer: »Ich wusste immer: Das ist ein Klassejunge, auf den kannst du dich verlassen.« Das Torwart-Thema ist auf Schalke vorerst beendet. Neuer spielt, Rost sitzt brav auf der Bank und gibt dem jungen Rivalen sogar Tipps. »Wir haben ein gutes und entspanntes Verhältnis«, sagt die neue Nummer 1, die die 12 auf dem Rücken trägt.
Dass Neuer demnächst auch in der Nationalmannschaft erste Wahl sein könnte, davon ist Ex-Manager Rudi Assauer schon seit langer Zeit überzeugt. Er verfolgt die Entwicklung des Torwarts genau und sieht sich bestätigt: »Ich habe immer gesagt: Das ist ein Juwel. Der Manuel wird seinen Weg machen. Garantiert.«
Bis in die DFB-Auswahl? Hier steht noch der Mann zwischen den Pfosten, den der kleine Manuel einst angehimmelt hat: »Jens Lehmann ist mein Vorbild.« Und warum? Im Interview mit dem »Schalker Kreisel« sagt Neuer: »Ich saß als kleiner Steppke im Parkstadion und habe ihn beobachtet. Es hat mir imponiert, wie Lehmann die Rolle des modernen Torwarts interpretierte. Er ist ein Topmann, der auch mal Faxen macht. Aber wenn es darauf ankommt, ist er immer konzentriert.«
Lehmann will nach der EM 2008 den deutschen Kasten räumen. Ist Neuer dann mit seinen gerade mal 22 schon reif genug? Für Slomka keine Frage: »Warum nicht? Der Junge lernt enorm schnell. Und in der Strafraumbeherrschung macht er heute schon vielen älteren Bundesliga-Rivalen etwas vor.«
DFB-Torwart-Trainer Andreas Köpke hat den Namen Neuer längst auf seiner Liste. Ein Schlussmann für übermorgen, der gestern noch in der Oberliga spielte und heute im Oberhaus einen Stammplatz erobert hat. »Es ging alles so schnell. Ich kam gar nicht richtig zum Nachdenken«, sagt Neuer, wenn er auf die vergangenen fünf Wochen zurück schaut.
Die Liga-Hektik, die oft hausgemachte Unruhe im Verein, all das perlt an dem jungen Mann ab. Er hat da sein Rezept: »Ich konzentrier mich nur auf mich. Ich lese auch ganz selten Zeitungen. Du darfst dich nicht verrückt machen, was da alles über dich geschrieben wird.« Zuletzt nur Gutes.
Das soll so bleiben. Selbstverständlich auch nach dem Auftritt in Bielefeld, wenn der »Ungeschlagene« wieder das Schalker Tor hütet. Und worauf die Königsblauen besonders stolz sein dürfen: Hier hat sich endlich mal wieder einer aus dem eigenen Verein durchgesetzt und nach ganz oben gearbeitet. Denn als er vom Papa beim Traditionsclub angemeldet wurde, da war Klein-Manuel erst vier Jahre alt.

Artikel vom 16.12.2006