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»In Halle schlägt das Herz der Handball-Weltmeisterschaft«

Das Lokale Organisations-Komitee geht in den Endspurt

Von Gunnar Feicht
(Text und Foto)
Halle (WB). »In Halle schlägt das Herz der Handball-Weltmeisterschaft«, sagt Gerald Glöde. Damit es unter Höchstbelastung an den sieben aufregenden Spieltagen im Gerry Weber Stadion Ende Januar nicht aus dem Rhythmus kommt, müssen der Chef des Lokalen Organisations-Komitees (LOK) und seine Mitarbeiter schon seit Anfang Mai Höchstleistungen abliefern.

Was sie leisten, spielt sich im Verborgenen ab. Die Öffentlichkeit hat in den vergangenen zwei Jahren allein den rasanten Baufortschritt am Haller Stadion wahrgenommen. »Der 9. September 2004 und die Begeisterung um das erste Handball-Bundesligaspiel zwischen TBV Lemgo und VfL Gummersbach war die eigentliche Geburtsstunde für die heutige Multifunktionsarena«, sagt LOK-Pressechef Frank Hofen. Mit dem Bau einer wetterfesten Catering-Ebene, der Schaffung besserer Sichtverhältnisse von allen Plätzen und dem Umbau einer Tribünenseite hat das ehemalige Tennisstadion mittlerweile absolute WM-Reife erreicht. »Was sich hier getan hat, war vor zwei Jahren nicht vorstellbar«, ist Hofen selbst beeindruckt von der Umsetzung der Millionen-Investition.
Aber damit es beim Anpfiff des WM-Vorrundenspiels Polen - Argentinien am 20. Januar nicht nur trocken, hell und warm ist, sondern auch WM-Stimmung aufkommt, müssen unzählige Räder ineinander greifen. 300 Journalisten aus dem In- und Ausland brauchen optimale Arbeitsbedingungen. Um diesem Ansturm gerecht zu werden, verwandelt das LOK die Badminton-Halle im benachbarten Gerry Weber Sportpark in ein internationales Pressezentrum. Gerald Glöde: »Bestuhlung, Computer, Kopierer, WLAN- und ISDN-Verbindungen, aber auch der Transport der Berichterstatter: Allâ das muss geregelt sein.«
Das Herz der WM schlägt in Halle - speziell, weil es das Hauptquartier der deutschen Mannschaft ist. Eine ganz besondere Herausforderung: »Der DHB hat im Sportpark-Hotel neben dem Stadion allein 90 Zimmer geblockt. Wir erwarten acht Nationen mit ihren Mannschaften und Fangruppen - die Teams am Spieltag der Presidents-Cup-Trostrunde noch nicht einmal eingerechnet«, sagt LOK Marketing-Chef Horst Erpenbeck.
Wie wird das Provinzstädtchen Halle diesen weltmeisterlichen Ansprüchen gerecht? Dank der Routine von haupt- und ehrenamtlichen Organisationsprofis! Gerald Glöde und Anton Hollander aus Hannover haben mit dem Niedersächsischen Handball-Verband schon zahlreiche Länderspiele und Frauen-WM-Begegnungen über die Bühne gebracht, die Gerry Weber Management & Event OHG schöpft aus der 15-jährigen Erfahrung mit internationalen Tennisturnieren und weiteren sportlichen Highlights. Die Unterschiede verdeutlicht Horst Erpenbeck: »Wir sind hier nicht alleiniger Entscheidungsträger wie bei den Gerry Weber Open, sondern müssen ein Pflichtenheft von 80 bis 100 Punkten abarbeiten. Und wir müssen Rahmenprogramm und Zuschauerversorgung erstmals bei einer mehrtägigen Großveranstaltung im Winter stemmen.«
Damit dies funktioniert, arbeiten im Organisationsteam - verteilt auf sieben Fachbereiche - 200 Haupt- und Ehrenamtliche mit, unter ihnen auch 60 Volunteers als freiwillige Helfer. Ticketverkauf und Schiedsrichterbetreuung, Fahrdienst, Fahnenträger, Ordnungsdienst - und wer übernimmt den Wischdienst auf dem Spielfeld? Die regelmäßigen Zusammenkünfte der LOK-Entscheider drehen sich mittlerweile immer mehr um die Details.
Dass die Lieferung der Spielbälle versehentlich erst für den 19. Februar avisiert wird, erfordert zur Korrektur nur einen Anruf. Andere Tücken hingegen das gute Auge des Perfektionisten. Gerald Glöde: »Beim Länderspiel Deutschland - Schweden in Kiel war mir aufgefallen, dass die begleitenden Hostessen unterschiedliche Schuhe und Strumpfhosen trugen. Bei uns soll es das nicht geben.« Erkannt - gehandelt: »Wir haben soeben den einheitlichen Schuh abgenommen«, heißt es zum Ende dieser LOK-Besprechung. Bis zum 20. Januar sind noch viele weitere Details abzuhaken.

Artikel vom 20.12.2006